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Steve Grant's Barockestra - Roll Over Beethoven

Steve Grant's Barockestra - Roll Over Beethoven
Stil: Klassik On Rock
VÖ: März 2009
Zeit: 60:33
Label: RockUp Records
Homepage: www.barockestra.com

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Steve Grant wurde an der Seite von Andy Scott bei The Sweet groß. Als Gitarrist hat er ebenso bei The Police oder Suzi Quattro gespielt. Und schon immer besaß er eine Schwäche für die Klassik, kann man aus seinem Munde vernehmen.

Daher hat er ein paar Mannen um sich geschart, diese in lustige Kostüme gesteckt, das Ganze Barockestra genannt, mit seinem Namen versehen und so tingeln sie jetzt als Gruselkabinett durch die Landen.

Kommen wir zu Beginn zum Positiven. Da kann ich zwei Sachen festhalten: Wer sich mit dieser CD beschäftigt, kommt zwangsweise in die Berührung mit klassischer Musik. In dieser Form zwar nur entfernt und erschreckend, aber zumindest die Berührung ist vorhanden. Das zweite Positive kann man im handwerklichen Bereich (mit einer Ausnahme: dem Gesang) finden. Weder Steve Grant noch seinen Männern kann man da etwas anlasten. Den künstlerischen Wert möchte ich dabei aber ganz klar ausgegrenzt wissen.

Und nun all das, was jeden Freund klassischer Musik vom Kauf abhalten wird.

1. Wenn ich die Wortkomposition Barockestra lese, denke ich natürlich an Barock und Orchestra. Barock finde ich sehr bedingt, Orchester im klassischen Sinne überhaupt nicht. Da war Rondo Veneziano ja noch näher am Orchester.

2. Die "Trisch-Trasch-Polka" nennt sich "Tritsch-Tratsch-Polka". Mag Korinthengekacke sein. Darüber lässt sich streiten.

3. Bei klassischer Musik ist die Interpretation der einzelnen Stücke ein wesentliches Element. Wenn man einer Anne-Sophie Mutter bei den Vier Jahreszeiten zuhört, dann erhält man einen Eindruck, was man aus einem Stück machen kann, das schon tausend Male vorgetragen wurde und dennoch durch eine Interpretation wieder interessant wird. Man erhält schon beinahe ein neues Stück Musik. Steve Grant's Barockestra hat hingegen eine ähnliche Interpretationsfähigkeit wie eine MIDI-Datei aus den 80er Jahren. Es ist zwar irgendwo auch eine Interpretation, aber eine, bei der die Komponisten ihre Arbeiten wohl gerne wieder zurückziehen würden. Alle Nuancierungen, die diese Musik so hörenswert machen, werden einfach mal weggeputzt.

4. Bontempiorgeln, Keyboardsounds, ein ausdrucksloses Schlagzeug. Der Sound wird niemals auch nur annähernd einem Orchester gerecht. Hier hätte man viel mehr herausholen müssen, aber es wurde einfach völlig versäumt, entsprechende Sounds aus der Barockzeit oder auch Wiener Klassik entsprechend ins Keyboard zu laden. Oder ist es etwa so gewollt? Ich hoffe nicht. Ganz pervers ist der Sound bei der "Trisch-Trasch-Polka" (zum Namen siehe Punkt 2).

5. Alle gesungenen Parts (beispielsweise ""Largo Al Factotum" aus dem Barbier von Sevilla oder auch "O Fortuna") zeigen, dass selbst die Gastsänger nicht die nötige Stimmgewalt aufbringen, die bei diesen Stücken einfach notwendig ist. Denn für genau diese Songs hat Steve Grant, der ansonsten sein eigenes und etwas dünnes Stimmchen verwendet, extra Tony O'Hora engagiert, der aber auch nicht überzeugen kann. Dass ein deutscher Text für englischsprachige Sänger nicht ganz einfach ist, kann ich verstehen. Dadurch bekommt die Ode "An die Freude", verarbeitet in dem Song "Choral Symphony", einen eigentlich recht sympathischen Anstrich. Dennoch ist auch hier die eigentliche Gewalt des Songs zu einem lauen Lüftchen verkommen.

Für Klassik-Liebhaber ist dieses Werk eine Zumutung, so als wenn man Musil- oder Brecht-Genießern einen Groschenroman als Meisterwerk zu lesen gäbe. Meine Empfehlung ist in diesem Falle ganz klar das Original in einer entsprechend gelungenen Interpretation. Es gibt genügend Variationen. Klarer Durchfall.

Sophos

1 von 6 Punkten

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