Review
Epica - We Will Take You With Us
VÖ: 04. Oktober 2004
Zeit: 54:02
Label: Transmission Records
Homepage: www.epica.nl
Dieses Album ist etwas Besonderes. Anscheinend gibt es in den Niederlanden eine Fernsehshow, in der Bands in ein Studio eingeladen werden, um dort einen Auftritt hinzulegen, der dann in Ton und Bild festgehalten wird. Insofern ist We Will Take You With Us eine Art Livescheibe. Das merkt man aber nicht, war ja eine Studioaufnahme. Noch dazu eine brillant und differenziert aufgenommene. Ich kenne viele Nicht-Session-Studioalben, die keinen so guten Sound haben.
Zur Musik: Epica machen ihrem Namen alle Ehre. Die Lieder sind episch, klassisch beeinflusst geschrieben und arrangiert, vielschichtig, gefühlvoll und vor allem dominiert von der beeindruckenden und brillianten Gesangsleistung von Sängerin Simone Simons. Sie hat eine wunderbare Stimme, warm und absolut rein. Eine tolle Alternative für Leute, denen Tarjas Stimme zu künstlich und überzüchtet ist.
Die Songs erinnern an eine Mischung aus Nightwish - aber ohne den Bombast, an denen die letzten Alben zu ersticken drohen - und Haggard - aber nicht ganz so klassisch. Trotz des Einsatzes von Orchestermusikern und einem Chor wirkt das Ganze nie überproduziert, sondern wirkt immer zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Man muss sich jedoch schon mit dem Album beschäftigen; beim Nebenbei Hören rauscht es an einem vorbei. Lauscht man etwas konzentrierter, offenbaren sich die Tracks als wahre Perlen, in denen es großen Detailreichtum zu entdecken gibt. Ob die Spoken Words in "Facade Of Reality" (hier spricht unser allseits geliebert Georgie W.) und "Seif Al Din", wo ein leidenschaftlich vorgetragener Appell gegen Krieg als Machtinstrument enthalten ist, oder die orientalischen Elemente in eben selbigem, die erst so gar nicht zum Rest des Albums passen wollen, sich aber dann doch nahtlos einfügen. Oder der gänsehauterzeugende Refrain von "Cry For The Moon" oder...
Mit zunehmender Spielzeit verschwinden die harten und metallischen Anteile, bis man schließlich zu den Liedern Nummer Sieben und Acht kommt, die reine Akustikversionen sind, bestehend aus Piano und Simones Stimme. Hier entfaltet sich die ganze Stärke dieser Stimme, denn diese Songs kommen nicht weniger kraftvoll rüber als die vorhergehenden, voll ausarrangierten Stücke. Lediglich die am Schluss angefügte Akustikversion von "Memories" aus dem Musical "Cats" ist, obwohl brilliant gesungen, ziemlich überflüssig. Man hat diese Melodie einfach schon zu oft gehört.
Ob man diesen Auftritt unbedingt in jeweils zwei CD- und DVD-Versionen unter die Leute bringen muss, bleibt das Geheimnis der Plattenfirma. Die Musik ist auf jeden Fall hörenswert. Bleibt abzuwarten, wie die Jungs und Mädels dieses Material live umsetzen.