Review
Mind Gone Blind - Liars And Preachers
Den Schotten an sich stellt sich der kleine Moritz ja oft als dudelsackspielenden Rockträger vor, der in Edinburgh beim Military Tattoo (wo man sich seltsamerweise gar nicht tätowiert) auf und ab marschiert und lustige Hymnen pfeift. Das alles ist gar nicht so falsch, macht gehörig Spaß und sollte von jedem anständigen Nordmann, für den der unerträgliche Süden hinter dem Brenner beginnt, einmal mitgemacht worden sein.
Die Blindgeister hier hauen jedoch in eine andere Kerbe. Tief getränkt in den Geist der 70er, präsentieren sie eine abwechslungsreiche Mischung aus unterschiedlichen Stilrichtungen, wobei sich traditioneller, erdiger Hard Rock mit melodischem Metal und moderne Klänge die sprichwörtliche Klinke in die Hand geben.
Der Opener "Say You Will" (nichts zu tun mit dem Foreigner-Radio-Hit gleichen Titels) präsentiert warme Rainbow-Vibes, die gekonnt aktualisiert und umgesetzt werden. Bestens komponiert, hervorragend inszeniert. "Somebody Else" präsentiert hingegen eine atmosphärische Ballade, die ganz und gar nicht rührselig, sondern höchst genial daherkommt. Der Titeltrack "Liars And Preachers" dagegen ist ein astreines Groove-Monster, das im Mid-Tempo durch die Gegend stampft und mal eben so als Walze alles plattwalzt. Walzenderweise.
Und so geht das über die gesamte Spielzeit weiter - mal gibt es Bedächtiges, dann wieder Rhythmisches, einmal regiert das Riff und dann die Melodie. Ausfälle gibt es keine, hier wird an jeder Stelle, wie es unser Bundestrainer formulieren würde, "Högschdleischdung abgerufe".
Und übrigens, Schottland ist nicht nur Dudelsack und Rock. Der Whiskey gehört auch dazu. Und zwar unbedingt.
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