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Extreme - Saudades De Rock

Extreme - Saudades De Rock
Stil: Hard Rock
VÖ: 01. August 2008
Zeit: 67:02
Label: Frontiers Records
Homepage: www.extreme-band.com

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Wieder mal eine Wiedervereinigung, die der Mensch und hier insbesondere der hörende nicht braucht? Musste das sein? Dazu bei einem italienischen Indielabel. Teils ja, teils nein. Diejenigen, die mit der nicht real extrem aufspielenden Musik Extremes noch nie etwas anzufangen wussten, werden auch heute angewidert das Bier und die Scheibe stehen lassen. Den Freund des gepflegten Hard Rocks mit funkiger Ausrichtung und einer feinen Gitarrenbeherrschung lässt der Großteil der neuen Songs mit der lechzenden Zunge schnalzen. Seit dem letzten gemeinsamen Musizieren unter dem Banner Extreme mit dem Namen Waiting For The Punchline sind gute 13 Jahre vergangen oder etwa nicht?

Mit dem Einstieg "Star" fühlt man sich sofort in die 90er Jahre versetzt. Als hätte es diese lange Auszeit nie gegeben, trällert sogleich Gary Cherone wie ein guter alter Bekannter die ersten Takte ins Mikro. Chöre unterstüzen den ehemaligen Sänger des Van Halen MKIII-LineUps beim Rausposaunen des Sterns. Ein wahres Vergnügen dieser Sternensinger. Grundsolider Beat, ein paar Beatles-Zitate und dazu die Würzung mit des Meisters Bettencourts Gitarrenspiel. Filigrane Licks, funkige Anschläge, rockende Akkorde und faszinierende Soli, die weit weg vom schneller-höher-weiter ähnlich gelagerter Saitenhexer sind.
Das Songwriting und der Sound zielen weniger in die singletaugliche hoch porenfreie millionenschwere Pornograffitti-Phase noch auf den III Sides To Every Story-Bombast mit seinen zahlreichen Queen-Verweisen.
Nein, analog zum rotzigen Punch von 1995 "prügeln" sich die drei Ur-Mitglieder mit Neuzugang Kevin Figueiredo an den Drums herzerfrischend und rotzfrech authentisch in die Gehörgänge. "Learn To Love" ist so ein Beispiel, wo jedem Gitarre- und Song-orientiertem Rock-Fan das Herzerl aufgehen muss. Starker Gesang mit Gefühl, Ausdruck und doch einer satten Power unter der dampfenden Haube. Nix Schmalz, nix keimfrei, nix Schwülst. "Take Us Alive" nimmt uns mit auf einen speedigen Country-Ritt. Die Distortion-arme Gitarre und der fillende Drumbeat lassen jeden Fuß mitwippen. Wer bei dem Song nicht das Gefühl verspürt, sofort die schmissigen Cowboy- oder Allroundstiefel aus den 80ern und das Bon Jovi-Gedächtnis-down-in-the-Blaze-Of-Glory-Hemd mit Fellrüscherl überzuziehen und seine Tischnachbarin auf ein Tänzerl unter dem schon arg angeschwitzten Arm einhakt, der hat keinen Funk(en) Rock im Bein und Hirn. Bei "Run" und "Flower Man" treten die Jungs ordentlich Popo ohne den Pegel zu überschreiten. Erwachsen und solide rocken die Herren vor sich hin. Wer so schnell Blumen verteilt, der kann doch gar nichts falsch machen, oder? Das postgrungende "King Of The Ladies" sagt dann unverblümt, was die Männerwelt schon immer wusste. Extreme sind die Womanizer, auf die die zahllosen Östrogenopfer nur gewartet haben. So schließt sich der Kreis zu einem der Gründe der Wiederkunft von Nuno & Co.

Dass man das einwandfreie tränendrüsende Schmalzen nicht verlernt hat, beweisen Songs der Marke "Last Hour" oder "Interface", die mit ihrer teils bluesigen Dynamik weit vom Kitsch eines "More Than Words" entfernt sind. Das Textblatt zur Hand zeigt die nachdenkliche Lyrikkunst des Vierers. Oder das mit Piano und Streichern unterlegte "Ghost" sowie das sehr ruhige "Peace (Saudade)". Alles starke Songs, die keinswegs weinerlich wirken. Macht unter dem Strich vier von 14 Songs, die in stillen Wassern schippern und einen gekonnten, schon immer vorhandenen, Kontrast zur Rockausrichtung bieten.

Wer die Band bisher mochte, darf sich auf ein neues Juwel aus dem Hause Extreme freuen. Wer das Quartett bisher nicht kannte, aber zu handgemachter Rockmusik im Stile Van Halens, Ratts und einer Prise Kings'X mit Funk untergehoben sein Tanzbein oder Haupthaar schwingt, der sei herzlich auf der "Sau da, de da rockt" eingeladen.

Siebi

5 von 6 Punkten

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