Review
Lizzy Borden - Appointment With Death
Ah, da schau hier, die Lisbeth ist wieder da! Nein, nicht die Lisbeth, die grade mit dem "in the right hand corner" Philip ihre gusseiserne Hochzeit gefeiert hat, sondern eine Ikone der 80er. Schön, kann man da nur sagen, denn was die Kollegen aus Los Angeles, die immer für ihr fürchterbares Outfit und Auftreten bekannt waren, hier auftischen, ist ein wahrer Kracher vor dem sprichwörtlichen Herren. Üblicherweise sollte man sich mit Attributen wie "Melodic Metal, wie er im neuen Jahrstausend klingen muss", "keine Ausfälle" oder "so müssten sich Legionen von Flitzefingern anstellen, wenn sie sich durchsetzen wollen" zurückhalten, es sei denn, man sitzt in der Werbeabteilung von diversen Labels und muss die Waschzettel für den nächsten Importschlager aus dem Süden Europas verfassen. Hier kann man diese Hymnen aber problemlos anstimmen, denn die Verabredung hier ist keineswegs mit dem Sensenmann, sondern mit insgesamt zwölf Nummern, die mal melodisch, mal speedy, mal heavy daherkommen, aber immer einen ganz gewaltigen Wums haben und gehörig Spaß bieten.
Gehen die ersten beiden Stücke "Abnormal" und "Appointment With Death" noch Vollgas voraus, überzeugt "Live Forever" mit einem fetten Groove, der an die beste teutonische Schule gemahnt. Der fröhliche Reigen geht weiter mit "The Death Of Love", einer weiteren up tempo Angelegenheit, und dem - ja, jetzt kommt das Wort - herausragenden "Tomorrow Never Comes", das die Jungs dankenswerterweise gleich noch einmal als Instrumentalversion ans Ende der Scheibe gestellt haben. Da sieht man dann auch, wie viel Melodieführung und Stimmung in dieser Granate eigentlich steckt. Sehr schöner Anhörungsunterricht.
Mit zunehmender Spielzeit schleicht sich dann doch die eine oder andere Schwachstelle ein - "Perfect World (I Don't Wanna Live)" und "Somethin's Crawling" rauschen nicht ganz so beeindruckend vorüber, aber "(We Are) The Only Ones" und "The Darker Side" reißen das Ruder zum Schluss noch mal massivst rum. Und dann noch, quasimodo als Bonus on Top, die schon benannte Akustik-Fassung. Freunde der gepflegten Unterhaltung, so wird das gemacht. Die alten Herren, die übrigens mittlerweile aussehen wie eine Rumpel-Black-Kombo, haben's zweifelsohne noch drauf und zeigen den Nachwuchsmelodikern, wie man trotz Melodie immer kraftvoll durchs Gebüsch holzt. Wenn es dann noch ein Cover mit drei fragwürdigen Grazien gibt, dann klatschen wir in beide Hände.