Review
Mandrake - Mary Celeste
Oldenburg ist ein feiner Ort. Zum Einen kommt da ein hervorragender Investmentfonds her, der Loys Global, bei dem gilt: musst käff. Ach so, hier geht es um den anderen Aspekt, der für die Metropole spricht: die Düsterkombo Mandrake. Und da gilt - wer sagt denn hier, dass es in der Gothic-Ecke nix Neues gäbe? Schwurbelelsen haben wir wahrlich genug, aber für frischen Wind ist natürlich immer Platz in diesem Genre. Und den bringen Mandrake zuhauf. Schon 2005 machten die vier Herren und (drei mal raten) die eine Dame mit The Balance Of Blue auf sich aufmerksam, und die aktuelle Publikation kann die Erwartungen in jedem Fall halten. Sucht ihr Heulsusenballaden oder kitschiges Geträller? Fehlanzeige. Mögt ihr Finsterheimer wie The Vision Bleak und (ja echt) Cradle Of Filth? Dann seid ihr hier richtig. Denn Mandrake zelebrieren zwar die typischen Trademarks der Handelsrichtung - opernangehauchter Gesang, melancholische Grundstimmung, ausladende Arrangements - durchsetzen das Ganze aber mit einer gewaltigen Härte, teilweise einem mörderischen Groove (schaut euch mal den Titelsong gleich am Anfang der Scheibe an) und einer morbiden Note, die teilweise deutlich in Richtung Dani und seine Genossen deutet ("Crystal Of Forgiveness"). Daneben gibt es aber immer wieder wunderhübsche, nie gekünstelte ruhigere Momente ("Fragile", "Paralyzed"), die genauso gut hineinpassen. Musikalisch ist alles im grünsten Bereich, und die entscheidende Frage - kann sies oder kann sies nicht? - kann man hier mit einem emphatischen Hossa beantworten: Sangesdame Birgit Lau wird ihrem Namen definitiv nicht gerecht, sondern liefert eine astreine Leistung ab, die vom Volumen durchaus mit anderen Kolleginnen mithalten kann. Feine Sache, und für alle, die sich mit neuen Nightwish nicht anfreunden können, eine erfrischende Abwechslung. Aber natürlich nicht nur für die.
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