Review
Great White - Back To The Rhythm
VÖ: 31. August 2007
Zeit: 55:02
Label: Frontiers Records
Homepage: www.greatwhiterocks.com
Manchmal gibt es ja wirklich kuriose Dinge. Auf dem Frontiers-Sampler Rock The Bones war auch ein Beitrag einer Band, die in den 80ern für mich so ziemlich die schlimmste Inkarnation des Ami-Sinnlos-Rocks war: Great White. Die Jungs spielten in den Mitt-80ern so ziemlich an jeder Steckdose und auf jedem Festival, wir mochten sie nicht, machten aber einen Running Gag daraus, dass nächstes Mal bestimmt wieder Great White dabei sein würden. Sie waren kommerziell sehr erfolgreich, lieferten mit "Once Bitten, Twice Shy", "Rock Me" und "Face The Day" sogar einige sehr gute (Grammy-nominierte!) Songs ab, wobei auf ein gutes Stück immer drei nervige Amibolzer wie "Down On Your Knees" kamen (Christmas Rock Festival Frankfurter Festhalle 1989 - den blöden Cowboyhut des Sängers werd ich nie vergessen). Wie immer kam in den 90ern das Aus, oder zumindest die Versenkung, denn nach wie vor brachten die Herren aus Südkalifornien Scheiben unter das Volk, die allerdings keinen so recht interessierten (Best Of 1993, Sail Away 1994, Can't Get There From Here 1999). Zu trauriger Berühmtheit kamen Great White dann am 20. Februar 2003, als während eines Konzerts im Station-Nachtclub in Rhode Island ein Feuer ausbrach, das 100 Personen, darunter auch Great-White-Gitarrist Ty Longley, das Leben kostete. Aber die Jungs ließen sich auch davon nicht unterkriegen, sondern spielten Anfang 2007 ein Benefiz-Konzert, das sie wieder zusammenführte. Wobei wir wieder beim Sampler wären: mit "Back To The Rhythm" stellten sie da einen schmissigen Rocker zur Diskussion, der mich neugierig machte. Wenn das Album genauso gut ist wie dieser geniale Groover, dann hören wir mal rein, dachte ich mir - Great White! Den Spaß mach ich mir.
Und was ich euch sagen? Sie haben es geschafft und mich komplett übertölpelt! Back To The Rhythm, das erste Studioalbum seit acht Jahren, eingespielt in der Originalbesetzung Jack Russell (Gesang), Mark Kendall (Gitarre), Michael Lardie (Gitarre, Keyboards), Audie Desbrow (Drums) und Sean McNabb (Bass), steht auf Dauerrotation. Einfach wunnebare eingängige bestens gemachte Musik. Wobei die Marschrichtung, die das Titelstück als Opener setzt, eigentlich auf die falsche Fährte lockt. Vielmehr überzeugen die großen weißen Haie (daher kommt's, jaja) durch gefühlvolle, bluesige Rocker vom Schlage eines "Play On" oder "Was It The Night?", die eher auf die balladeske Seite tendieren. Schlechte Erinnerungen an die Kaugummi-Lieder von sällemals werden nur selten wach ("Take Me Down"), ansonsten glänzt die Kombo mit hervorragendem Songwriting und einem quicklebendig aufgelegten Jack Russell. Produktionstechnisch alles im grünen Bereich, kompetent produziert von Michael Lardie himself. Rechtzeitig zu ihrem 25jährigen Jubiläum haben sie es also geschafft, die Kurve zu kriegen und einfach ein saugutes Album abzuliefern. Wenn ihr jetzt wieder an jeder Ecke auftaucht, Kumpels, werd ich mich wirklich freuen.