Review
Burning Point - Burned Down The Enemy
Herrlich! Endlich eine Platte für Kara, die der Siebi bekommt und verreißen darf. Das farbenfrohe Cover mit Kanonen und Feuersbrunst lassen mich bei der CD-Vergabe sofort zupacken. Da braucht man nicht reinzuhören! Pah, alles Firlefanz! Bei Songtiteln wie "Parasite", "Hell Awaits" oder "To Hell And Back" kann nur die brachiale Metalkeule geschwungen werden. Langhaarige auf dem Backcover, Vergleiche mit harten Children Of Bodom im Infoletter, ja, das ist es, was ich will. Aber dann die Überraschung oder soll ich sagen Enttäuschung? Metal ist es durchaus, brachial ist was anderes und der Bodomsee ist so meilenweit weg wie der HSV von der Champions League. Melodic Metal bricht über mich herein. Ausgeklügelte Arrangements und ausgefeilte Chöre erwarten die Lauscher, dazu gibt es eine Prise süßer Melodien und leider so gut wie nichts Neues.
Doch im Einzelnen. Der speedige Opener "Parasite" frisst sich gleich mit Beginn der einsetzenden Gitarrenmelodie ins Hirn. Melospeed mit schöner Melodieführung, guten Chören, einer fein gespielten Leadgitarre und Raum füllenden Keyboards. Das lässt sich gut an, so kann es weiter gehen. "Heart Of Gold" geht leider vom Gaspedal und klingt nicht nur im Refrain verdächtig nach dem Hessengeschwader Edguy. Sänger und Gitarrist Pete Ahonen klingt wie der Bruder von Tobi Sammet, seine Stimme steht den melodischen Songs gut zu Gesicht, jedoch versteht sie nicht gerade mit Originalität zu glänzen. "Dawn Of The Ancient War" hätten Edguy bzw. Avantasia nicht besser umsetzen können, ein hoppelnder Midtempostampfer mit Flitzefingersolo und wiederum mehrstimmiger Stimmbandintonation. Bei "Hell Awaits" habe ich Slayer im Kopf, doch musikalisch hotten wir im "Eagle Fly Free"-Tempo durch die Stube und hier zeigt sich spätestens, dass das gleichförmige Songwriting sich zunehmend abnutzt. Es folgen Songs von der Stange ohne Überraschungen, wie sie schon Millionen von Melodic-Bands verzapft haben.
Mir ist es zuviel Zucker und zu wenig Stammwürze. Sauber gespielt, handwerklich gut gemacht, seicht und brav produziert und wenig originell. Dank des gutklassigen Openers und der kraftvollen Stimme gibt es eine gerade noch vertretbare neutrale "3". Wer auf Helloween, Edguy, Sonata Arctica und Stratovarius ohne Ecken und Kanten kann, hat mit Burning Point eine weitere Melodic Metal-Schmiede, alle anderen können sich die Kohle sparen. Ich greife mir jetzt die Walls Of Jericho aus dem Schrank und "ride" den "Sky".
Siebi