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Saxon - The Eagle Has Landed Part III

Saxon - The Eagle Has Landed Part III
Stil: Heavy Metal
VÖ: 02. Juni 2006
Zeit: CD1: 72:45 - CD2: 73:40
Label: SPV
Homepage: www.saxon747.com

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Fortsetzungen sind immer so eine Sache. Im Filmmetier gilt mit wenigen honorigen Ausnahmen, dass die Fortsetzung üblicherweise schlechter ist als das Original. Dennoch pflegt auf einen erfolgreichen Streifen nochmals das gleiche mit dem Zusatz "II", wenns gut läuft noch "III" zu folgen. In musikalischen Gefilden findet man das weniger, und die Beispiele, die es gibt, zeugen meist eher von kommerziellen Überlegung als sonst was: Operation: Mindcrime II kommt einem hier in den Sinn, und auch Helloween können nicht leugnen, dass ein Album mit einem Keeper im Titel mehr Aufmerksamkeit erregt als mit einem Hasen, der nicht einfach kommt.
So liest man erst mal mit gemischten Gefühlen, dass die alten Recken von Saxon schon den dritten Nachkömmling des - man kann den Begriff hier schon mal bemühen - durchaus legendären Live-Albums The Eagle Has Landed aus dem Jahr 1982 aus dem Hut ziehen. 1982 gehörten sie immerhin zum harten Kern der Bewegung, die man landläufig als New Wave Of British Heavy Metal bezeichnet. Klar traten sie nie so richtig aus dem Schatten der übermächtigen Kollegen von Iron Maiden und Judas Priest heraus. Außerdem waren nicht zuletzt Saxon mit ihren Spandexhosen und Haarbändern die Vorlage für die wunderbare Satire/Parodie/Hommage Spinal Tap.
Tatsache ist aber auch, dass Alben wie Wheels Of Steel oder Strong Arm Of The Law die 80er-Szene entscheidend prägten. Wiederum weniger beachtet als die oben genannten Kollegen, haben sie in den letzten Jahren ein durchaus beachtliches Comeback geschafft, wobei sie ja eigentlich nie so richtig weg waren. Auf der Bühne entfalten sie ihre ganze Stärke, sie entpuppen sich dabei als veritable Stimmungsgaranten, die derart mitreißend agieren, dass man einfach zusammen mit dem mittlerweile schlohweißen Biff die Rübe schütteln muss. Dank dieser bekannt guten Liveshows gehören sie auf Festivals wie dem Wacken:Open:Air oder in diesem Jahr dem Earthshaker Festival zu den Stammgästen.

So erklärt sich dann auch doch, dass nach The Eagle Has Landed II (1996) eine dritte Ausgabe des Live-Formats durchaus Sinn macht - zumal wir hier nicht nur ein Konzert, sondern das Beste aus unterschiedlichen Auftritten aus den Jahren 2004 und 2005 geboten bekommen. So z.B. gibt's Mitschnitte vom Auftritt beim Wacken 2004 und aus London 2005. Besonderes Schmankerl: man verfolgt zwei Line-Ups, da bei den Aufnahmen von der Tour 2004 noch Schlagzeuger Jörg Michael mit an Bord ist, der 2005 durch das zeitweilig ausgestiegene Gründungsmitglied Nigel Glockler ersetzt wurde.
Sehr schön ist auch die Track-Auswahl: auf CD1 gibt's in erster Linie Material aus der "frühen" Phase bis 1984, als Saxon mit Crusader ihren kommerziellen Höhepunkt erreichten. Dabei beschränken sich Biff und seine Jungs überhaupt nicht darauf, zum 18. Mal "747" aufzuzeichnen, sondern präsentieren verstärkt Material, das auf der Bühne nicht oft zu bewundern ist. So z.B. finden sich gute Versionen von "Warrior" (The Power And The Glory), "Stand Up And Be Counted" (Wheels Of Steel) und "And The Bands Played On" (Denim And Leather). Sogar das alte Juwel "Frozen Rainbow" vom ersten Album haben sie für uns festgehalten.
Auf CD2 geht's dann in die jüngere Historie, mit einem Querschnitt aus den Alben nach ihrem Comeback mit Solid Ball Of Rock aus dem Jahr 1991. Bei Stücken wie "Lionheart", "Searching For Atlantis" und "Court Of the Crimson King" wird der Versuch spürbar, über das manchmal doch begrenzte musikalische Repertoire der ersten Stücke hinauszukommen. Komplexere Songstrukturen, anspruchsvollere Gesangslinien und vor allem zweistimmige Gitarrenmelodien zeigen deutlich, dass Paul Quinn und Doug Scaratt mehr drauf haben als das Riff zu "Denim And Leather".
Wenn man eine Abwägung treffen müsste: auf CD1 regiert der Fun-Faktor der rhythmusgetriebenen, unbekümmerten Rock'n'Roller der ersten Alben, CD2 bereitet durch die musikalische Vielfalt mehr Hörvergnügen.

Alles im grünen Bereich? Leider nicht ganz. Denn eine Frage muss erlaubt sein: warum um alles in der Welt bringt man denn manche Tracks mit so einem grottigen Sound heraus? Gerade der Opener "This Town Rocks" klingt, als ob ihn eine Schülerband im Keller eingezimmert hätte. Die Drums kommen daher wie ein rostfreies Set von Tefal, und den Bass hatten sie an diesem Tag wohl auch zu Hause vergessen. Da gilt das Gleiche wie bei klebrigem, klumpigem Reis: das muss nicht sein. Denn dass man auch live mittlerweile mit einem vernünftigen Sound rechnen kann, zeigen andere Mitschnitte deutlich. Da verkaufen sie sich manchmal unter Wert, die Freunde aus Sachsen.
Aber wenn man sich davon nicht abschrecken lässt, gleichen die zwei Scheiben diesen Minusfaktor mit einer monstermäßigen Spielzeit (insgesamt finden sich sage und schreibe 32 Stücke) und einer wirklich gelungenen Songauswahl mehr als aus. Wenn der Weihnachtsmann Biff wieder zu uns kommt, sind wir dabei.

Holgi

5 von 6 Punkten

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