Review
Liberty N'Justice - Soundtrack Of A Soul
Könnt Ihr Euch Motörhead im Kirchenchor vorstellen? Nein? Konnte ich bislang auch nicht. Sind sie aber. Zumindest zum Teil. Denn Lemmys Felldrescher vom Dienst, Mikkey Dee, ist einer der wahrhaft illustren Mitstreiter auf dieser Scheibe, die ein zumindest seltenes Rezept umsetzt: eine All-Star-Kombo aus renommierten Metal-Kämpen schmettert christliche Songs. Dass sich in der US-Prog-Szene zahlreiche christlich angehauchte Kombos finden, ist ja nichts Neues, aber dass Leute wie Sebastian Bach (ehemals Skid Row), Stephen Pearcy (seinerzeit Ratt), Oni Logan (Lynch Mob) oder auch John de Servio (Black Label Society) bei einem solchen Projekt mitmischen, passiert nicht alle Tage.
Mastermind hinter der Aktion ist Justin Murr, der seine Band Liberty N'Justice schon 1991 zusammen mit Patrick Marchand aus der Taufe hob. Nach dem vielsagend betitelten Debut Armed With The Cross (1992) und dem Nachfolger Big Guns (1994) holte sich Pater (Kater?) Murr für das Werk Welcome To The Revolution (2004) dann schon großkalibrigen Support wie Lou Gramm von Foreigner oder Michael Sweet von den Original Oberkrainer Bibelschleuderern Stryper ins Schiff, das sich Gemeinde nennt. Und jetzt holt er zum ganz großen Schlag aus: neben den genannten Herren steuern unter anderem noch Leif Garrett, Tony Harnell (TNT), Harry Hess (Harem Scarem) und Tim Gaines (Stryper) ihre Künste bei. Thematisch gibt es dabei wenig Überraschendes: Titel wie "State Of Grace", "Show Me The Way", "Thy Will Be Done" und "Hope & Pray (Ballad Of King David)" geben die Marschrichtung der Texte vor. Das soll hier nicht näher kommentiert werden - auch wenn das gesprochene "Outro" schon etwas seltsam anmutet: hier lädt uns Meister Murr ein, ein Gebet zu sprechen und ihm eine Mail zu schicken, sobald man bekehrt ist. Daraus mache jeder, was er mag.
Wichtig ist aufm Platz, also hier: die Musik. Und die ist überhaupt gar ned schlecht. Der Herr bietet hier eine ganz erkleckliche Anzahl teils guter, teils hervorragender melodischer Hard Rock Stücke, die jeweils bestens auf den Interpreten zugeschnitten sind. Ob das der flott groovende Opener "Kings Of Hollywood", die wunderbar-melancholische Ballade "Malice In Wonderland" oder der Sleaze-Rocker "Killer Grin" ist - an der technischen Finesse und dem kompositorischen Einfallsreichstum gibt's hier nix zu deuteln. Auch die Produktion hat ordentlich Schmackes, so dass die Scheibe durchaus Spaß macht. Und immerhin gibt's ja auch ein lustiges Intro - eine kurze Stelle aus dem Streifen School Of Rock, in dem Lehrer Jack Black mit seiner Schülerband kurz zum God Of Rock betet und sie dann auffordert: "Now let's go out there and melt some faces!!" Wenn sich das mit der Grundmessage der Scheibe vereinbaren lässt, soll's uns ja recht sein.