Review
Running Wild - Rogues En Vogue
Es gibt nicht viel, worauf man sich im Leben verlassen kann, aber wenn es um Running Wild Scheiben geht, kann man absolut sicher sein, dass zu einhundert Prozent auch Running Wild drin ist. Und so ist es auch bei der neuen Scheibe Rogues En Vogue. Es gibt die Running Wild-typischen Hymnen mit Refrains zum Mitgrölen, die gewohnte Portion Heavy Metal Klischee, Ohrwurmmelodien bis zum Abwinken und endlich wieder ein monumentales Überzehnminuten-Werk. Ob man durch die wiederholte Benutzung dieser Zutaten aber unbedingt immer innovativ ist, darüber lässt sich streiten. Wie auch darüber, dass Rock'n'Rolf Running Wild zur Einmann-Show hat verkommen lassen. Wobei er auf Rogues En Vogue die Affäre mit Angelo Sasso endlich beendet und sich zumindest einen realen Drummer gesucht hat, nämlich Matthias Liebetruth. Den Rest der Instrumente hat er aber wie auch schon auf The Brotherhood und Victory selbst eingespielt.
Dafür klingt Rogues En Vogue aber überraschend erfrischend und abwechslungsreich. Hatte Rolf auf The Brotherhood eigentlich nur auf wummernde Doublebass-Highspeed-Nummern gesetzt, gestaltet sich das Tempo und der Rhythmus hier eher abwechslungsreich. Lob dafür, denn man merkt, dass sich der Herr durchaus Gedanken gemacht hat und nicht nur einfach sich selbst kopieren wollte!
Großer Kritikpunkt ist allerdings die Produktion der Scheibe: So etwas Klinisches hab ich ja schon seit Maidens Somewhere in Time nicht mehr gehört (den ganzen Low-Budget Geschichten lass ich mal außen vor). Viel zu glatt und gefühllos klingt das Ganze. Vielleicht war das ja auch beabsichtig, aber zu einem Vorteil wirkt sich das nicht wirklich aus.
Aber dieses Manko sollte echte Running Wild Fans nicht abschrecken - sie dürfen sich Rogues en Vogue ruhig blind in den Plattenschrank stellen. Denn Nummer wie "Angel Of Mercy", "Soul Vampires", das genial Titelstück und das monumentale "The War" dürften sie trotz des "Krankenhaussounds" auf jede Fälle zufrieden stellen. Für Neueinsteiger würde ich selbst allerdings andere Running Wild Scheiben empfehlen, da z.B. Pile Of Skulls, Masquerade oder Death Or Glory für mich einfach Götteralben sind und sich der werte Rolf schon ein wenig mehr ins Zeug legen muss. Trotzdem, gelungene Scheibe, die auf Grund der nicht bestreitbaren Wiederholungen ein runde Drei bekommt!
Für Fans zu empfehlen!
Thorsten