Review
Richie Kotzen - Get Up
Jaja, der Gitarrist mit dem für uns Heimische so herrlich spassig üblem Namen. Richie Kotzen habe ich erst ab seinem Mr.Big-Engagement gehörtechnisch vernommen, da mir von Poison nur der Name was sagte und ich diesen mehr mit dem Alice Cooper-Classic in Verbindung bringe/brachte. Nach einigen Soloalben, die sich mit Blues, Soul, Rock und Fusion beschäftigten, liegt hier der aktuelle Output des ehemaligen Poison- und Mr. Big-Gitarristen vor.
Zehn Songs plus einem Bonus bieten rohen, erdigen, kernigen und vor allem frischen Rock/Hard Rock, der sich an frühen Van Halen, Mr. Big, Extreme und 70er Jahre Hard Rock orientiert, ohne diesen aber blind zu kopieren.
Meisterhafte Gitarrenlicks und Solis, knackig erdige Produktion, klasse Songwriting, Hard Rocker, was willst Du mehr?! Die komplette Instrumentierung lag in den Händen von Richie. Hut ab für einen Saitenhexer, denn auch die Drums klingen roh und druckvoll. Drumcomputer oder Mann/Frau aus Fleisch und Blut hinter der Schießbude, es lässt sich nicht eindeutig beantworten und sei hier als Kompliment verstanden. Und der Gesang? Man glaubt es kaum, aber an dem Kerl ist ein Sänger verloren gegangen. Viel Soul und Power liegen in der Stimme, das Timbre erinnert bei hohen Tonlagen an Sammy Hagar. Wird es ruhiger und man schliesst die Augen, so sieht man einen imaginären Chris Cornell zu Temple Of The Dog-Zeiten (nachzuhören in "Special") vor sich ins Mikro hauchen.
Die Einsteiger "Losin' My Mind" und "Fantasy" rocken gut nach vorne, die Luftgitarre wird sogleich hinterm Sofa hervorgezaubert. :-) "Remember" ist astreiner Bluesrock mit verspielten Gitarren, einer zerbrechlichen Stimme a la Cornell und einem herrlich gefühlvollen Stratsolo. "Made For Tonight" gäbe eine prima Single ab, mehrstimmiger Refrain, tolles Solo, eingängige Melodieführung. Stark! Auch der Rest klingt schnörkellos, schier leichtfüssig, doch trotzdem bricht sich der ambitionierte Nachwuchsgitarrist die Finger und stellt das Instrument erst einmal in die berühmte Ecke.
Nach Kee Marcello haben Frontiers aus Italien wieder ein sehr gutes Händchen für 70ies beeinflussten Hard Rock bewiesen und mit Richie Kotzen ein wahres Juwel in den Stall geholt. Mehr davon!
Siebi
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