Review
Ymir - Ymir
Gäbe es einen Preis für die längste Zeitspanne zwischen Bandgründung und Debutalbum (Demos unberücksichtigt), die Finnen Ymir wären ein heißer Kandidat hierfür. Immerhin reichen ihre Wurzeln bis ins Jahr 1998 zurück, nun, nach satten 22 Jahren bzw. 14 Jahren nach dem letzten musikalischen Lebenszeichen (das Demo Silvery Howling) erblickt das selbstbetitelte Debutalbum das dunkle Licht der Welt.
Geboten wird eiskalter finnischer Black Metal, der ebenso wie die Band seine Wurzeln in den späten 90ern hat. Dass das Duo dabei keinen Wert auf ausgelatschte Pfade hat, wird bereits mit dem Opener "Pagan Mysticism" deutlich. Denn wer stellt schon mit knapp neun Minuten den längsten Song des Album gleich an den Anfang? Nach einem ruhigen Einstieg nimmt die musikalische Reise schnell an Fahrt auf: flottes Uptempo ist hier über weite Strecken angesagt, ohne dabei jedoch in wüstes ICE-Geknüppel zu verfallen. Zudem legen Ymir viel Wert auf Abwechslung, scheinbar mühe- und vor allem ansatzlos wird das Tempo variiert. Eben noch stand die Double-Bass-Maschinerie noch auf Dauerrotation, plötzlich findet man sich im moderaten Midtempo wieder, bevor es im treibenden Galopp durch die Tundra geht. Alles, ohne die Songs abgehackt oder wüst erscheinen zu lassen. Bestes Beispiel ist hier "Silvery Howling", das hier die komplette Bandbreite an Geschwindigkeiten darbietet. Ein nettes Händchen für Melodieführung kann man den beiden auch nicht abstreiten. Diese sind zwar omnipräsent, drängen sich aber zu keiner Zeit zu sehr in den Vordergrund. Eingebettet in eine nordisch-kalte Atmosphäre sowie eine nicht zu wuchtige Produktion bietet Ymir den perfekten Soundtrack für nebelverhangene Wälder und sinkende Temperaturen. So stimmt man sich auf den Winter ein.