Review
Heksebrann - Spiritual Descending
Heksebrann - bei solch einem Namen und in Verbindung mit der Gestaltung des Bandlogos sowie des Albumcovers mit urigem Hexenhäuschen mitten im Wald werden die meisten fachkundigen Betrachter wohl an Black Metal denken. Aber weit gefehlt! Das Görlitzer Trio, das unter diesem Namen nun ihr selbstproduziertes Debüt Spiritual Descending an den Start bringt, ist stilistisch nämlich äußerst schwer zu fassen und ein echter Alptraum für alle Schubladendenker. Geboten wird ein unkonventioneller und unberechenbarer Mix aus Hard Rock, eingeschwärztem Thrash und Heavy Metal, der dank den durchwegs garstig herausgewürgten Vocals von Sänger/Gitarrist Julius regelrecht entfremdet wird. Dabei setzt die Truppe zwar schon auf relativ einfach gestrickte Strukturen, baut aber in vielen der neun vorgelegten Songs plötzliche Stilwenden oder Überraschungsmomente ein, wodurch das Material einen durchaus progressiven Anstrich erhält.
Der Opener "Well Of Creation" beispielsweise startet schnell, treibend und brutal ins Geschehen, schwenkt dann aber hinüber zu einem unterkühlt rockenden und atmosphärischen Zwischenpart mit ausgiebigem Gitarrensolo. "Storm Of Fury" tendiert dagegen in Richtung Thrash und garniert diesen mit punkrockiger Ungeschliffenheit, während die Akteure in Richtung Motörhead schielen. Schließlich überrascht der zu Beginn nicht minder heftige Titeltrack "Spiritual Descending" erneut mit rockigem Interludium, das obendrein noch mit spacigen Sounds an die 1970er anknüpft. Spätestens hier ist klar, bei Heksebrann muss man mit allem rechnen. Drum wundert es schon nicht mehr, wenn mit "Endless Return" dann tatsächlich die Black-Metal-Keule ausgepackt wird und die Band mittels dicken Gitarren und rasenden Drums eine boshafte Atmosphäre erzeugt, die dann - logisch - zwischenzeitlich erneut von rockenden Rhythmen aufgelockert wird.
Man sieht schon, wer diese Truppe mit Gewalt in eine Schublade stecken will, muss handwerklich begabt sein und über das nötige Baumaterial verfügen. Stattdessen kann man auch einfach hergehen und sagen, Heksebrann spielen Metal, derb und ohne Scheuklappen. Punkt. Zwar mag der ganz große Hit noch nicht gelungen sein und an den Vocals werden sich ohnehin die Geister scheiden. Dennoch können diese drei Überzeugungstäter mit eingebrachtem Herzblut und Innovation Punkte sammeln.
Vorheriges Review: Superhorror - Italians Die Better