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Festival-Bericht

Way Of Darkness VI

mit Syphor, Bleeding Red, Sterbhaus, Abysmal Torment, Hellish Crossfire, Malignant Tumour, Milking The Goatmachine, Eure Erben, Fleshcrawl, Obscura, Sinister, Artillery, Benediction, Morgoth, Sodom, Absent/Minded, Soul Demise, Avulsed, Thanatos, Disbelief, Severe Torture, Houwitser, Benighted, Cephalic Carnage, Hail Of Bullets, Protector, Exhumed, Destruction, Dying Fetus, Legion Of The Damned & Entombed

Stadthalle Lichtenfels, Lichtenfels 06. - 07.10.2011

(Fotogalerien: Wayofdarkness2011 )

Samstag, 07.10.2011

Ausgeruht und nicht ansatzweise verfroren begrüßte das Redaktions-Team den nächsten Tag, stellte allerdings mit Bedauern fest, dass die heimelige Atmosphäre im eigenen Domizil dazu führte, dass der um elf Uhr angesetzte Gig von Absent Minded leider schon vorbei war.

Folglich begann der musikalische Teil des Tages mit Soul Demise. Die Melodeather legten sich gehörig ins Zeug, allen voran Frontsau Roman Zimmerhackel, aber die Personaldecke in der Halle war noch ziemlich dünn, wodurch recht wenig Konzertstimmung aufkam. Außerdem war den Anwesenden das Gekreische des Shouters wohl ein wenig suspekt und so kamen die Bayern über ein wenig Höflichkeitsapplaus leider nicht hinaus. Zu so früher Stunde ist das aber auch schwer...

Deutlich mehr Anklang fand da der Auftritt der Deathgrinder Avulsed. Hier übertrug sich die Energie von der Bühne nahtlos aufs Publikum und sorgte für nicht wenig Bewegung in der Menge. Diese Show machte Spaß, riss mit und fand ihren Höhepunkt im Crowdsurfen von Sänger Dave Rotten, der selbst während dieser Aktion seine Gesangs-Performance nicht unterbrach. Reife Leistung! So sah das wohl auch der Rest der Anwesenden und die 25 Minuten vergingen nicht nur wie im Fluge, sondern hinterließen auch eine gutgelaunte Hörerschaft.

Weiter ging die musikalische Reise gen Norden, genauer gesagt in die Niederlande. Thanatos enterten die Bühne, verschwendeten wegen der kurzen Spielzeit nicht viel Zeit mit Gelaber und machten das, was sie können: verdammt guten Metal. Beängstigend präzise prügelten einem die Käsköpp da eine Granate nach der anderen um die Ohren, die musikalische Darbietung war nahezu perfekt. Dazu kam noch der bisher beste Sound des noch jungen Tages und eine Zuhörerschaft, die von den Spaniern zuvor noch richtig angeheizt war. Thanatos mögen nicht die bekannteste Extrem-Kapelle aus dem Land der Tulpen sein, aber mit Sicherheit spielen sie qualitativ in einer Liga mit Asphyx und Hail Of Bullets. Okay, wenn man sich die Besetzung der Band anschaut, verwundert das auch nicht...

Nicht wenige wunderten sich über den frühen und dadurch relativ kurzen Auftritt von Disbelief, ist das doch ein Name mit Klang. Aber die Band machte das Beste aus dem zeitigen Einsatz und servierte einen Gig voller Spielfreude, der ganz im Zeichen der dominanten Figur von Karsten Jäger stand, der die Bühne schon alleine durch seine Anwesenheit beherrschte, von der Performance her ganz zu schweigen. Bis zu diesem Auftritt hatte ich noch nicht wirklich zum Sound der Band gefunden, aber was die Hessen da ablieferten, war ganz großes Damentennis. So gewinnt man neue Fans, zumindest ich zähle seitdem zu dieser Gruppe.

Bei Severe Torture gehörte ich bisher nicht zu selbiger. Zwar ist mein letzter Live-Kontakt mit dieser Band schon gute vier Jahre her, aber der war dafür so mies, dass er dauerhaft Eindruck hinterlassen hat. Nun ja, immerhin hatten die Herren hier die Chance, dieses Manko wieder auszubügeln, auch wenn ich mir sicher bin, dass es die Holländer nicht wirklich interessiert, was ich persönlich denke. Aber auch so machten sie an diesem Tag bei mir einiges an verlorenem Boden wieder gut, denn der Gig war gar nicht mal schlecht. Zwar strotzt die Mucke der Niederländer immer noch nicht vor Originalität oder Wiedererkennungswert, aber sie zeigten Einsatz auf der Bühne, präsentierten sich ziemlich tight und boten eine Show, die man durchaus als gelungen bezeichnen konnte. Na bitte, geht doch!

Was nicht geht, ist die lächerliche Verkleidung und das Rumgehampel von Houwitsers Frontkapser Stan. Ich habe mich wirklich auf die Band gefreut wie ein Schnitzel, aber das kindische Getue kann einem schon den Spaß am Auftritt der Band vermiesen. Na gut, blenden wir die optischen Eindrücke halt aus und versuchen uns, auf die Musik zu konzentrieren. Das war knüppelharter Death Metal, der aber irgendwie blutleer wirkte. Vielleicht kann ich die Optik ja doch nicht ganz ausblenden, ist schon schade, aber für mich gehört zu einem gelungenen Auftritt das Gesamtpaket und da passte einiges nicht. Möglicherweise lag es auch daran, dass die Halle bei diesem Gig nur spärlich bevölkert war, auf jeden Fall war ich doch deutlich enttäuscht, da hatte ich mir mehr erwartet.

Erwartet hatte ich mir auch von Benighted eine Menge, denn irgendwie ist es mir bisher gelungen, jedes Konzert der Franzmänner zu verpassen und das, obwohl alle so schwärmen von der Knüppelcombo. Im Gegensatz zu Houwitser konnten die Schneckenfresser meine Erwartungshaltung aber mehr als erfüllen, denn sie entfesselten vom ersten Ton an einen grindigen Death Metal-Orkan, der seinesgleichen suchte. Hier traf alles zusammen: technische Fähigkeiten, ungezügelte Energie, astreiner Sound und ein gieriges Publikum. In der Halle war die Hölle los, Circle Pits allerorten, so hat ein gelungener Gig auszusehen.

Weiter ging es mit etwas ganz Speziellem, denn Cephalic Carnage sind keine Band, die leichtverdauliche Musik macht. Die Mucke fordert den Hörer, lässt ihn manchmal etwas ratlos zurück, nur um im nächsten Moment total ins Bein zu fahren. Dass bei solch einem Programm etwas weniger vor der Bühne los sein würde, war abzusehen, aber das tat der Qualität des Gigs keinerlei Abbruch. Die Amis schienen viel Spaß an ihrem Auftritt zu haben, auch wenn ein Teil der guten Laune sicherlich einigen bewusstseinserweiternden Substanzen geschuldet war. So herrschte auf der Bühne eine recht entspannte Stimmung, die aber immer wieder von Energieausbrüchen unterbrochen wurde. Ein Farbklecks im Billing, der seine Berechtigung hatte.

Weiter ging die "Invasion aus den Niederlanden" mit Hail Of Bullets, bei denen man einige Gesichter wiedererkennen konnte, immerhin zeichnen sich holländische Extrem-Combos anscheinend dadurch aus, dass sie lustig ihre Mitglieder untereinander tauschen. Macht aber nix, kann der Spielpraxis ja nur förderlich sein. Angeführt von einer der sympathischsten Erscheinungen im Krawall-Gewerbe, boten Hail Of Bullets einen Gig vom Allerfeinsten. Wie keine zweite Band versteht es die Truppe um Ed Warby, Epik und Brutalität zu mischen und hat mit Martin van Drunen einen der charismatischsten Sänger zu bieten, der im Moment zu finden ist. Der gute Mann war zwar anscheinend "ein ganz klein wenig" angeheitert, aber das tat seiner Leistung keinerlei Abbruch, es machte seine Ansagen allenfalls noch unterhaltsamer. Eigentlich war an diesem Gig nur zu bemängeln, das "Berlin" den Weg in die Setlist nicht gefunden hat, ansonsten gab es hieran überhaupt nichts auszusetzen.

Protector ist oder war eine Band, über deren Namen ich zwar hin und wieder gestolpert bin, die ich aber nie richtig beachtet hatte. Hier beim Way Of Darkness bot sich somit die Gelegenheit, Verpasstes nachzuholen, auch wenn offiziell "Martin Missy And The Protectors" als Coverband am Start waren. Bleibt irgendwie die Frage im Raum, warum man einer Cover-Band einen solch guten Platz im Billing einräumte, denn so richtig in der Oberliga zockten die Niedersachsen nicht. Und auch der Gig in Lichtenfels verdient eher das Prädikat "ganz nett" als höhere Weihen. Recht authentisch, aber auch ein wenig altbacken, damit konnten zwar Fans der Band glücklich gemacht werden, aber eine echte Duftmarke sieht anders aus. Bleibt noch anzumerken, dass sich die Combo an diesem Abend mit einem Vier-Track-Demo als "echte" Band zurückgemeldet und ihren alten Namen wieder angenommen hat.

Den Namen nie geändert haben Exhumed, auch wenn die Band fünf Jahre auf Eis lag. Diese Pause merkt man der Kapelle aber an keiner Stelle an, die Jungs harmonieren auf der Bühne einzigartig. Und mit dem Publikum auch, denn die Laune im Saal erreicht fast aus dem Stand Party-Niveau, die Gore Metaller aus Kalifornien rannten hier offene Türen ein. Spaß pur auf und vor der Bühne, verdammt geile Songs, verdammt tighte Performance und für diese Art Musik ein verdammt hohes technisches Level. Neue Songs wurden genauso abgefeiert wie Klassiker, das Publikum ging steil und die Band hatte sichtlich Spaß am Gig, so und nicht anders hat ein Festival-Höhepunkt auszusehen!

Dermaßen angeheizt, war die Meute schon bei den ersten Tönen des Intros Feuer und Flamme für die Haudegen von Destruction. Die boten dem Way Of Darkness eine gewohnt solide, wenn auch ein wenig berechenbare Setlist, waren zwar nicht wahnsinnig viel in Bewegung, glichen dies aber durch schiere Bühnenpräsenz aus und zockten sich durch fast die gesamte Bandgeschichte. Überraschungen gab's wenig, dafür aber eine verlässliche Performance, die natürlich auch den obligatorischen "Mad Butcher" beinhaltete. Nicht ganz so überzeugend wie Sodom am Vortag, aber immer noch ziemlich gut und mitreißend. Da konnte auch ein Getränkebecher, der aus dem Publikum kam und in Schmiers Gesicht landete, nicht viel ändern, der Mann ist lange genug im Geschäft, um sich dadurch nicht großartig aus der Bahn werfen zu lassen.

Nun aber war es an der Zeit, den Härte- und Technikgrad noch mal deutlich anzuheben, denn mit Dying Fetus stand ein Trio in den Startlöchern, das ein heißer Kandidat um die Knüppelkrone des Festivals war. Und auch wenn hier genauso wenig Bewegung auf der Bühne zu verzeichnen war wie bei Destruction, passte das wie Ar*** auf Eimer und machte die grandiose Darbietung eigentlich nur noch intensiver. Spaß war hier keiner angesagt, aber dafür gibt es ja andere Bands, hier gab es vor allem eines: Voll in die Fresse! Und das in beängstigend präziser Manier, dieses spielerische Niveau können wirklich nur ganz wenige Kapellen bieten, im absoluten Grobhorst-Bereich wohl gar keine. Das wirkte von vorn bis hinten zielgerichtet, hier hatte man den Eindruck von einer Band, die weiß, was sie kann und dies auch perfekt umsetzt. Was für ein Pfund, der Brutalo-Thron war den drei Amis an diesem Abend nicht zu nehmen und das sah die breite Masse wohl genauso, wenn ich die Reaktionen in der Halle richtig beurteile.

Die Intensität der Amis konnten Legion Of The Damned nicht ganz halten, aber das machte den Anwesenden anscheinend so gut wie gar nichts, denn auch hier brodelte des Saal durchgehend. Die Band selbst bot eine saubere Leistung, strahlte Engagement und Spielfreude aus und hatte vor allem genug starkes Liedgut im Gepäck, um die ganzen 70 Minuten ohne Durchhänger ausfüllen zu können. Vor allem das Bandnamen gebende "Legion Of The Damned" und "Werewolf Corpse" müssen hier genannt werden, aber auch der Rest der Setlist stellt die Meute mehr als zufrieden. Ich persönlich fand Dying Fetus zwar beeindruckender, aber die spielen ja auch etwas andere Musik, insofern geht der Gig der Niederländer völlig in Ordnung.

Völlig in Ordnung wäre aber DIE Untertreibung des Jahre für den nun folgenden Auftritt der Elchtodgötter Entombed, die eine Special Show angekündigt hatten, worin sie nur Songs der ersten beiden Alben spielen wollten. Nun, dem alten Mann sollte das recht sein, ist "Left Hand Path" doch eines der ersten Death Metal-Alben gewesen, die sich der damals noch nicht ganz so... äh... erfahrene Berichterstatter käuflicherweise zugelegt hatte. Gut, Leprosy steht noch etwas länger in meinem Regal, aber das schmälert den Einfluss des Entombed-Debüts in keinster Weise. Und so nahm ein Auftritt seinen Lauf, der eine ganz eigene Dynamik entwickeln sollte, denn das Publikum und die Band schaukelten sich an diesem Abend gegenseitig in ein Stimmungshoch nach dem anderen. Und das hatte nicht nur Auswirkungen auf die Atmosphäre in der Stadthalle, sondern sogar auf die Länge des Gigs, denn nach dem regulären Set, das mit "Left Hand Path" zu Ende war, gab es nach der "regulären" Zugabe von zwei Tracks nach einer kurzen Pause noch eine Dreingabe, die fünf (!) Songs umfasste. Das war eine Sternstunde und definitiv der absolute Höhepunkt eines mit nicht wenig Krachern gespickten Festivals.

Tja, und dann war's auch schon vorbei, das Way Of Darkness 2011. Viel zu früh für meinen Geschmack, aber so ein 2-Tage Festival dauert halt bloß... äh... zwei Tage. Aber ich bin halt gerne auf dem Way Of Darkness zu Gast, für mich bietet das Festival alles, was ich mir von solch einer Veranstaltung wünsche: Exzellente Organisation und dadurch einen reibungslosen Ablauf, ein Musikangebot, das meinen Geschmack voll und ganz trifft, erträgliche Preispolitik, sowohl den Eintritt als auch die laufenden Kosten betreffend und nicht zuletzt die besten Klos der ganzen Szene. Lichtenfels wird mich auch 2012 wieder sehen wenn es denn heißt: Willkommen zum Way Of Darkness VII!

Tarnele & Hannes

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