Review
Various Artists - The Finest Noise - Der Sampler Vol. 22
In der Orchesterprobe vom göttlichen Querkopf Karl Valentin spricht man über den Kapellmeister (der die ganze Sache unbemerkt verfolgt) so: "Sechs Jahr kenn ich den jetzt schon - und sechs Jahr is der scho narrisch." "Sechzig". "Sechs". "I hab gsagt 60 - du hast gsagt 6." So ähnlich könnte man das auch hier angehen: seit mehr als 15 Jahren erscheint nun schon der Finest Noise Sampler - und seit 15 Jahren sind die Herren vom Label narrisch. Im positiven Sinne. Die hier präsentierte Kompilation ist nicht etwa ein Showcase für Bands, die bereits beim Label in Lohn und Brot stehen, sondern vielmehr eine Bühne für alle, die mitmachen wollen und bei denen nicht - in den eigenen Worten - "der Beitrag klanglich so Furcht erregend ist, dass man selbst mit modernster Technologie nichts mehr zum Besseren wenden kann". Nach diesem doch lobenswerten Konzept kommen auch dieses Mal wieder sage und schreibe 21 Kombos in den Genuss, sich einer breiteren Hörerschaft bekannt machen zu können.
Dabei kann der witzige Songtitel von Autobot, "Die total interessante Proberaum-Combo", durchaus Programm sein. Geboten wird ein sehr buntes Programm unterschiedlichster Couleur, so etwa sehr flotte und gute gespielte Rocker (Powerball: "No Mercy", großes Kino!, Fragile Views: "French Nails"), dann schon fast wieder Ska-hafte Nummern (Agents Of Atlas, "The Cell"), leicht punkiges (Stars In The Sky: "First Song"), aber auch poppig-melancholische Balladen (Amrand: "Ein Spätsommertag"), Monster Magnet-mäßige Stoner-Sounds (Silent Destiny: "Utopie" - stark!), Ramones-Anklänge (Weakonstruction, "No Style"), Rock'n'Roll (The Danger Dudes: "Romeo"), Rap/Metal in schönster Anthrax-Manier (Fooga, "Deutscher HipHop") und eine spaßige Ärzte-Hommage (die schon erwähnten Autobot mit einer feinen Akustik-Gitarren-Darbietung).
So geht das fröhlich weiter, die Soundqualität kann natürlich mit budgetstarken Megaproduktionen nicht mithalten, die eine oder andere Gesangsakrobatik muss noch ein wenig eingeübt werden, aber die Chance, in den Underground hineinzuhören, wiegt diese kleinen Defizite auf. Respekt! Und weiter so.
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