Review
Unherz - Jetzt Oder Nie
Einst waren da die Böhsen Onkelz und außer ihnen gab es niemanden. Als dann die Böhsen Onkelz einmal nicht mehr waren, gab es plötzlich ganz, ganz viele andere, die genauso so klangen wie die Onkelz und genau solche Texte schrieben wie die Onkelz. Manch einer mag Unherz auch in diesem Kreis gesehen haben. Doch mit Jetzt Oder Nie, ihrem fünften Dreher, dürfte sich die Pfälzer Truppe von diesem Klischee endgültig freigeschwommen haben.
Bei Unherz geht es schließlich nicht darum, nur über sich selbst zu singen. Es geht nicht um Feindbilder, mit wem man sich schon alles angelegt hat und wer einen alles am Allerwertesten lecken kann. Stattdessen animieren die Lieder zu einem positiven Blick auf die Dinge, man träumt von alten Werten, singt über Rock'n'Roll und am Ende wird sicher alles gut. Freilich darf ein Quäntchen Gesellschaftskritik nicht fehlen, auch Freundschaft und Treue werden thematisiert. Dafür versucht Sänger Felix Orschel nicht verzweifelt wie Onkel Kevin zu klingen.
Musikalisch betrachtet gibt es auf Jetzt Oder Nie deutschsprachigen Hard Rock mit viel Rock 'n' Roll und gelegentlichen Punk-Einsprengseln. Die Songs sind genretypisch einfach aufgebaut und gehen schnell ins Gedächtnis - allen voran der Opener und Titeltrack, der im Grunde genommen kommerziell genug wäre, um zwischen den Ärzten und den Hosen im Radio zu laufen. Aber keine Angst. Auf dem Rest der Scheibe geht es doch kantiger zu Sache. "Alles Wird Gut" überrascht mit einem Riff, das fast schon nach irischer Folklore riecht, das kritische Stück "Ronny" tritt mit seinem eindringlichen Metel-Riff dagegen tief in die Magengrube. Daneben trifft man immer wieder auf lupenreine Hard-Rock-Rhythmen und für das Digipack hat man noch das Andreas-Gabalier-Cover "Ich Sing Ein Lied Für Dich" auf Lager. Lediglich die Ballade "Mann Gegen Mann" erinnert dann tatsächlich ein wenig an die Onkelz. Davon abgesehen machen Unherz ihr eigenes Ding und das ist gut so.