Review

Der Golem ist ein Fabelwesen, ein Mythos aus der jüdischen Gedankenwelt - geschaffen aus Lehm von einem Rabbi zum Schutz des Volkes, nimmt der künstliche Mensch bald ein eigenes Leben an. Das gibt Stoff für jede Menge Ableger, diverse schöne frühe Kinofilme, und natürlich die Basis für zahlreiche moderne Frankensteins, Homunkulüsse und andere Kunstgeschöpfe. Außerdem ist es ein äußerst vielversprechender Bandname, auch wenn mich das in die Bredouille bringt, ein Feld zu beackern, auf dem ich eigentlich gar nicht zu Hause bin.

Denn Golem aus Deutschland spielen nicht etwa Gothic oder klassischen Metal, sondern vielmehr krasses Todesblei nach bester US-Machart. Selbst zitieren sie illustre Genre-Recken wie Carcass, Morbid Angel oder Death als ihre Inspirationen, was ja nun beileibe keine schlechten gedanklichen Väter sind. Aktiv war die Kombo um Gitarrist und Vorgrunzer Andreas Hilbert in den Mitt-90ern, schaffte allerdings nie den ganz großen Wurf, weil sich kein Label dazu durchringen konnte, die mächtigen Streiche "Eternity - The Weeping Horizons" von 1996 und "The 2nd Moon" von 1998 einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Auf FDA Rekotz wird dieses Manko nun behoben, und die beiden Werke erscheinen als Doppel-LP, CD und als Download.

Musikalisch langen Golem deftig hin, dass kein Kraut mehr wächst: messerscharfe Riffs, Highspeek-Stakkato-Drums und gutturale Vocal-Attacken wechseln sich ab - womit ich dann doch etwas dazu sagen darf - mit überraschend rhythmisch-melodischen Einsprengseln, die die ruppige Melange auch für nicht nur Death-gewohnte Ohren verdaulich macht. Soundtechnisch erstrahlt das Ganze rostfrei, ist auf Vordermann gebracht und bläst so den letzten Staub aus jeden Boxen. Ein fettes Paket also, das gut gemachtem Death aus deutschen Landen endlich die Aufmerksamkeit verschafft, die er verdient!

Holgi

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