Review
Vintersorg - Naturbal
Andreas Hedlund aka Vintersorg ist einer von vielen Musikern, denen die Erfolge der Vergangenheit zum Dämon der Gegenwart geworden sind. Im Falle Vintersorg heißen diese Dämonen Til Fjälls und Ödemarkens Son, mit denen sich seit eineinhalb Dekaden ein jedes neues Werk vergleichen lassen muss. Da wundert es auch nicht, dass Herr Hedlund, geläutert nach seiner experimentellen Phase, seit einiger Zeit wieder mit mindestens einem Auge in Richtung seiner Frühwerke schielt. Er tut das allerdings ohne dabei seine musikalische und kompositorische Entwicklung zu leugnen. So ist NaturbĂ„l, zu Deutsch in etwa "Feuer der Natur", ein Album, das sich aus allen Schaffensphasen Vintersorgs nährt.
Es verbindet hymnische Melodien und eingängige Refrains mit progressiven Exkursen, technischer Finesse und nordische Folklore mit allerhand ruppig-schwarzmetallischer Garstigkeit. Über allem thront ein weiteres Mal Vintersorgs unverwechselbarer, mit den Jahren aber auch etwas höher gewordener Klargesang. Die im Schnitt über sechs Minuten langen Stücke haben allerhand kompositorische Details zu bieten, die man sicherlich nicht gleich beim ersten Durchlauf entdecken wird. Inhaltlich dreht sich übrigens alles um das Element Feuer und seine Erscheinungsformen in der Natur. Da die Texte traditionsgemäß in schwedischer Sprache verfasst wurden, gibt es Liner Notes zur Erläuterung.
NaturbĂ„l ist kein zweites Til Fjälls und sicher auch kein The Focusing Blur, sondern liegt irgendwo dazwischen. Ein spannendes Album, das man sich gerne auch mehrmals nacheinander anhört. Anspieltipps: der hochmelodische Einstieg mit "Ur Aska Och Sot", in dem Vintersorgs markantes Organ von einer Gastsängerin begleitet wird. Dann das hymnische "Överalt Och Ingenstans" und schließlich das feurige "Elddraken".