Review
Defiant - Era Of Substitution
Ich kann nicht behaupten, sonderlich viele Metal-Bands aus Kroatien zu kennen. Okay, eigentlich fällt mir gar keine ein, aber umso schöner ist es da, wenn gerade aus diesem Metal-Niemandsland ein Werk auf des Redakteurs Tisch flattert. Horizonterweiterung ist doch was Schönes...
Bei Defiant handelt es sich folglich auch nicht um das Raumschiff aus Deep Space Nine, sondern um eine vierköpfige Kapelle, die sich dem (teilweise) melodischen Death Metal verschrieben hat. Das machen sie (wiederum teilweise) gar nicht mal schlecht, die melodischen Teile sind meist recht gefällig geraten und die knackigeren Parts knallen auch recht ordentlich. Allerdings wirken gerade diese Wechsel auch ein wenig unorganisch zusammengesetzt, so als wüsste die Band nicht wirklich, was sie denn überhaupt für Musik machen möchte. Die Teile an sich sind solide, das Gesamte aber macht einen etwas ziellosen Eindruck. Nun, sehen wird das mal positiv, immerhin wird so einiges an Abwechslung geboten, sowohl stilistisch als auch qualitativ. Mir persönlich gefallen da die derberen Passagen eine Ecke besser, die Melodien in den etwas weniger heftigen Stellen sind zwar nett, aber erwecken irgendwie auch den Eindruck des schon-mal-gehört-Habens.
Instrumental ist den Ex-Jugoslawen nicht viel vorzuwerfen. Die vier Herren beherrschen ihr Handwerkszeug hinreichend und können ihre Songs somit passend umsetzen. Filip Mihocis Gesang wechselt von derben Growls, die leider etwas bemüht und dadurch gepresst wirken, zu genretypischem Keifkreischen, an dem wenig auszusetzen ist. Die Abmischung ist recht direkt und rau gehalten, auch wenn ein wenig mehr Bums auch nicht geschadet hätte. Das Artwork ist okay, aber die Spieldauer schon arg knapp, vor allem, wenn man bedenkt, dass das abschließende "Behind Space" keine Eigenleistung ist, sondern eine Cover-Version der großen In Flames darstellt, die zwar solide, aber auch unspektakulär ausgefallen ist.
Mit ihren Stil versuchen die Kroaten den Spagat zwischen traditionellem und melodischem Death Metal zu schaffen, was ihnen aber nicht immer problemlos gelingt. In Ansätzen klingt das Quartett gar nicht mal übel, schafft es aber auf Dauer nicht, so zu klingen, als wären sie vom eigenen Tun restlos überzeugt. Ein bisschen Selbstfindung könnte da nicht schaden, bis es so weit ist, bleibt deswegen leider nur eine mittelprächtige Wertung.
Hannes
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