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Saxon - The EMI Years (1985-1988) (4-CD)

Saxon - The EMI Years (1985-1988) (4-CD)
Stil: Heavy Metal
VÖ: 08. Juni 2012
Zeit: ca. 200 Min.
Label: EMI Music
Homepage: www.saxon747.com

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Irgendwas ist passiert, Mitte der 80er. Kollegen aus der NWOBHM wie Iron Maiden, Def Leppard und auch Judas Priest stiegen auf den Zenith ihres künstlerischen Schaffens und auch kommerziellen Erfolgs - und die Rasselbande um Biff Byford gehörte doch auch dazu, sie hatten doch mit Wheels Of Steel, Strong Arm Of The Law und Denim And Leather Meilensteine des britischen Metal abgeliefert. Und doch waren sie Ende der 80er weg vom Fenster, lange bevor der Grunge dem klassischen Metal für eine Dekade den Garaus machte.

Diese Zusammenstellung der vier Scheiben für das Major Label EMI, vollgepackt mit einigen interessanten Zugaben wie Singles und B-Seiten, liefert eine eindrucksvolle Demonstration der Gründe für dieses Abrutschen in die zweite, teilweise sogar dritte Liga. Der Bruch kam zumindest künstlerisch mit der krassen Enttäuschung Crusader: ein Song für die Ewigkeit, der Rest glattgebügelt, uninspiriert, überproduziert, langweilig. Dennoch markierte das letzte Album für das französische Label Carrere den kommerziellen Höhepunkt der Band, man tourte in Amerika mit AC/DC, Iron Maiden, Mötley Crüe und Rush, und nutzte die Chance, auf das Maiden-Label EMI zu wechseln.

Die erste Scheibe unter der neuen Ägide, Innocence Is No Excuse, war die erste, die mich damals 1985 nicht mehr interessierte. Crusader war so eine Nullnummer, dass ich gar nicht mehr wissen wollte, was die Herren da fabrizierten, in München in den Union Studios. Erstmals nahm man getrennt anstelle als Band auf, das Cover war definitiv nicht Metal und führte zu heißen Diskussionen in der Mannschaft - und die Songs taugen schlichtweg nicht mehr viel. In Interviews schieben die Herren es auf den damaligen Manager, dass man allzu sehr auf den US-Markt schielte und daher laues Material produzierte, wobei noch einiges halbwegs brauchbare dabei ist: "Rockin‘ Again" geht ok, "Back On The Streets" ist zwar ohne Ecken und Kanten, aber nett, "Devil Rides Out" macht Freude, und mit "Broken Heroes" ist zumindest ein Song am Start, der es in den Klassiker-Kanon geschafft hat. Aber die Räudigkeit, die Aggression, die Stücke wie "Heavy Metal Thunder" oder "Motorcycle Man" ausmachen, die verschwindet zugunsten unverblümter Radio-Attitüden.

Auf Tour war man nach wie vor gefragt, und das interessanteste Dokument hier ist eine bislang in weiten Teilen unveröffentlichte Aufnahme eines Konzerts im Londoner Hammersmith, das 1985 für die Friday Rock Show im Radio aufgezeichnet wurde. Eine Knaller-Setlist und eine gut aufgelegte Band zeigen da mit "Dallas 1 p.m.", "Power And The Glory" oder "Princess Of The Night", warum Saxon zumindest auf dem Sprung zu ganz großen Taten waren.

1986 hatte Basser und Haupt-Songschreiber Steve Dawson die Band verlassen, und Rock The Nations geriet trotz rockigerem Sound zu einem noch größeren Rohrkrepierer als der Vorgänger. In der Rückschau stellt die Band in Interviews oft fest, dass der Songwriting-Prozess der erfolgreichen Scheiben immer Teamarbeit war, und sobald das nicht mehr funktionierte war der Lack ab. Außer "Rock The Nations" und dem auch heute bisweilen noch gespielten "Battle Cry" bleibt nichts hängen, das ist alles Dutzendware, zu einer Zeit, als Maiden Somewhere In Time veröffentlichten. Eine andere Dimension, komplett. Dass Elton John bei "Northern Lady" und "Party Till You Puke" Klavierparts beisteuerte, bedarf keiner weiteren Kommentierung.
Destiny brachte 1988 dann mehr Unbill in Gestalt eines durch und durch auf Kommerz und Radio gebürsteten Sammelsuriums. Ich weiß noch exakt wie ich mir dachte, fällt denen denn wirklich gar nichts mehr ein, müssen die denn jetzt dieses Fiepe-Männchen Christopher Cross covern?? "Ride Like The Wind" stellt sich allerdings als durchaus hörbar heraus, aber Nummern wie "Where The Lightning Strikes" oder "For Whom The Bell Tolls" sind einfach grottig. Und die Whitesnake-MTV-Radio-Ballade-Kopie "I Can't Wait Anymore" ist mit Keyboards und Schmusesound soweit von "Denim And Leather" entfernt wie Griechenland von einem ausgeglichenen Haushalt. Grausam!

Nach dieser Wanderung durch die Wildnis kehrten sie ganz langsam wieder zurück, mit Alben wie Solid Ball Of Rock oder Lionheart. Und dass sie jetzt wieder sehr (nicht ganz) weit oben stehen, Headliner bei so ziemlich jedem Festival sind und eben nicht komplett verschwunden, das haben sie ihren ersten fünf Alben zu verdanken, und auch einer bewundernswerten Beharrlichkeit.

Holgi

3 von 6 Punkten

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