Review
Piratenpapst - Hisst Die Flagge! (EP)
Nun hat der große Piratenboom, ausgelöst durch den etwas desorientierten Leinwandhelden Jack Sparrow, nach erfolgreicher Infektion der Metalwelt (Alestorm, Swashbuckle, Orden Ogan) also auch die Punkrockszene erreicht. Piratenpapst nennt sich eine Combo aus der Berliner Ecke, die als Vorgeschmack für das kommende Album schon einmal die Flagge hisst. Darauf zu sehen: der alt bekannte Jolly Roger mit einer Mitra auf der Platte. Im Inlay bekommen wir die Wikipedia-Einträge (übrigens brav mit Fußnoten versehen) über Piraterie und den Papst zu lesen. Was sich die Berliner unter der Kombination beider Begrifflichkeiten vorgestellt haben, darf sich jeder selbst ausmalen.
Die EP beginnt mit dem Song "Tal Der Tränen", einem flotten, dreckigen Rocker, der gute Laune und vor allem Spaß am Spiel versprüht. Musikalisch nicht ganz so interessant ist dagegen das folgende "Warum", offenbart es doch, wie wenig der Mann hinterm Mikro singen kann. Es folgt der Freibeutersong "Piraterie". Im gemäßigten Schunkel-Tempo und mit siebeneinhalb Minuten Spielzeit wurde hier der sonst für Straßenpunk obligatorische Chaosfaktor über Bord geworfen. Stattdessen bekommt man angenehme Melodien und sogar ein paar gelungene Gitarrensoli zu hören - ein Highlight in Punkto Songwriting, das trotz ruhiger See aber erneut am Gesang kränkelt. "Mutter Natur" dagegen zeigt sich wieder deutlich ungestümer, schlägt quasi zurück, ist aber inhaltlich interessanter geraten als die Vertonung. Schließlich endet das Demo, wie es begonnen hat, mit eingängigem, rotzigem Rock'n'Roll und dem Titel "Beweg Dich".
Abschließend kann man feststellen, dass Hisst Die Flagge vom Piratenpapst einige gute Ansätze besitzt und man den Festlandmatrosen das richtige (Haken-)Händchen für eingängige Melodik nicht absprechen kann. Es gibt aber auch noch Potential zur Verbesserung, des Sängers Rumkehlchen an erster Stelle. Mal sehen, wie sich die Herren auf ihrem ersten Langeisen machen.
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