Review
Pavlov's Dog - Echo & Boo
VÖ: 08. Oktober 2010
Zeit: 51:37
Label: Rockville Music
Homepage: www.pavlovs-dog.de
Die Geschichte, die sich um die aus St. Louis stammende Progrock-Combo Pavlov's Dog rankt, ist, untertrieben formuliert, eine der seltsamen Art. Angeschoben 1972 von Rick Stockton (Bass), David Hamilton (Keys), Steve Scorfina (Git.), dem ex-Chuck Berry-/Bo Didley-Drummer Mike Safron und Mainman David Surkamp (Git., Voc.) erschienen Mitte der 70er zwei Alben, die Pavlov's Dog internationalen Applaus bescherten - Pampered Menial (1974) und At The Sound Of The Bell (1975). Die Band wurde als das nächste große Ding nach Yes, King Crimson und Roxy Music gehandelt und bestach mit einem ureigenen Mix aus harten Gitarrensounds, mal vertrackten, dann aber auch wieder wunderbar eingängigen Melodielinien und Rhythmen und allem voran durch den Einsatz einer Violine und den nicht kopierbaren Gesang von Surkamp. Nach der urplötzlichen Auflösung 1977 verschwanden Pavlov's Dog, so schnell wie erschienen waren, UND: Anfang der 80er wurde Surkamp für tot erklärt. Es hieß er hätte seine Stimme stets mit Helium aufgepeppt, woran er letztlich zugrunde ging! UND: dieses Gerücht hielt sich geschlagene 24 Jahre! Im Jahre 2004 tauchte die Band inklusive Surkamp völlig unerwartet wieder aus der Versenkung auf und gab in St. Louis ein Konzert anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von Pampered Menial. Sachen gibt's...
36 Jahre nach ihrem Debut nun neuer Stoff mit Echo & Boo und soviel sei gesagt: die Stimme Surkamps klingt genauso einzigartig wie anno 1974 und auch die Violine blieb als Markenzeichen erhalten.
Noch mal zu den Vocals; man stelle sich vor: Ian Anderson meets Cat Stevens meets den jungen Bob Dylan und das alles in höheren Tonlagen. So nachzuhören auf dem herrlich melancholischen Opener im ¾-Takt "Angeline", der wie der Follower "Angel's Twilight Jump" in folkigen Farben gemalt wurde. "I Love You Still" gefällt mit einer tollen Piano-Begleitung von Phil Gomez, erstklassigen vierstimmigen (!) Vocal-Arrangements und in einem lässigen Van Morrison-Mood. Im Titeltrack flüstert Surkamp Sing-Sang-artig die Story von Echo und Boo:
"Echo the ghost child and Boo ran along, a circle of star fall and Milky Way light. Sat on a moon cloud and watched the earth spin. ... Both misconsidered all the moonbeams they spent, rode with the dolphins and straight to the shore. Ran through the thicket to the hillsides below, past the deep forest green where the goblin trees grow. ..." Ja, eine Lesereise wert. Danach folgt das Herzstück des Albums "The Death Of North American Industry Suite" bestehend aus vier verschiedenen, ruhig getragenen Kompositionen, in denen es für 70er-Progfans so einiges zu entdecken gibt. Toll auch das Latino-angehauchte "We All Die Alone" und die auf einem klassischen Klavier und später coolen E-Guitar-Soli basierende Schlussnummer "I Don't Need Magic Anymore".
Herausragende musikalische Leistungen, immer songdienlich eingesetzt, einige Singalongs, aber vielleicht, im Gegensatz zu früher, ein bisschen zu wenig Pepp und Drive. Alles in allem ein sehr gelungenes Comeback-Album einer Band, die ihren wundersamen Status ins Jahr 2010 mitnehmen konnte.
Fuxx
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