Review
Ophis - Withered Shades
Hui, da sind ja nur fünf Songs auf der Scheibe, das wird wohl eine EP sein, oder? Ach nee, die dauert ja über eine Stunde, dann kann es sich ja nur um ein Genre handeln, das beim Rezensenten derzeit ungewöhnlich oft im CD-Schacht rotiert: Doom Metal.
Ist aber nicht ganz richtig, denn Ophis spielen Doom Death und was für einen! Zäh wie Lava, tonnenschwer, finster wie das tiefste Höllenloch, unendlich traurig und verzweifelt, gleichzeitig aggressiv und bösartig und doch mit Momenten wunderschöner Melancholie sowie filigranen und bittersüßen Augenblicken, das ist ganz großes Damentennis! Durchgehend spürt man die Gefühle und Emotionen, die in die Songs mit eingeflossen sind, nie hat man den Eindruck, es mit Kalkül oder Berechnung zu tun zu haben. Und dass es bei aller vertonten Monotonie nie langweilig wird, dafür sorgt neben der Emotionalität der Stücke auch das Händchen, das die Band beim Songwriting bewiesen hat, denn die Tracks schleppen sich keineswegs über die ganze Albenlänge im Schritttempo dahin, eruptive Blastbeat-Ausbrüche und stampfende Parts sorgen für die benötigten Auflockerungen.
Dass diese Songwriting-Kunst einer adäquaten Umsetzung spielerischerseits bedarf, versteht sich von selbst und hier findet der Schreiberling beim besten Willen kein Haar in der Suppe. Die Rhythmussektion verleiht dem Material die nötige Heavyness, um der doomigen Seite gerecht zu werden, die Sechssaitigen bringen genug Aggression ins Spiel, um den Death Metal angemessen zu repräsentieren und die wirklich exzellent gelungenen Leads sorgen für das nötige Quäntchen Melodie. Dazu kommen noch Philipps äußerst gefühlvolle Growls und fertig ist das makellose Gesamtpaket. Die Produktion ist absolut überzeugend geworden, die CD klingt wie aus einem Guss und kann sowohl durch druckvollen als auch kristallklaren Klang punkten.
Ophis haben den Doomdeath mit Withered Shades zwar nicht revolutioniert, aber perfektioniert. Hier passt alles zusammen, jede Kleinigkeit fügt sich nahtlos ins Gesamtkunstwerk. Keine Frage, das ist das bisher beste Werk im Katalog der Band und kann nur mit der Höchstnote belohnt werden.
Hannes