Review
Antichrisis - Cantara Anachoreta (Re-Release, 2-CD)

VÖ: 14. Mai 2010
Zeit: CD1 41:41 - CD2 40:26
Label: Tunguska Music
Homepage: www.antichrisis.net
Es war das Jahr 1997, als ich zum ersten Mal mit der Band Antichrisis konfrontiert wurde. Genau genommen war es der Song "Descending Messiah", der sich damals auf einem Gemeinschafts-Sampler der Label Invasion Records, Hammerheart und Ars Metalli befand. Und obwohl das schon eine ganze Weile her ist, erinnere ich mich noch recht gut daran, als ich den Song zu ersten Mal hörte. Die ungewohnte Liaison aus Doom, Gothic und Folk war etwas vollkommen Eigenständiges, das sich definitiv in keine Schublade pressen ließ. Und sie war faszinierend, mitreißend und voller Emotionen. So simpel der Song auch aufgebaut war, über "Descending Messiah" hätte man einen Aufsatz schreiben können.
Meine damalige Freundin hatte sich die CD Cantara Anachoreta dann auch schnell gekauft und ich bekam die übrigen Titel zu hören, die der einen bekannten Nummer im Grunde in nichts nachstanden. Mit beeindruckenden Spielzeiten zwischen sechs und zwölf Minuten atmeten alle Kompositionen eine geheimnisvolle Aura. Tiefgründige Texte wurden in grundlosen Growls, heiserem und emotionalem Kreischen, gesprochenen Versen und in tiefer Frauenstimme vorgetragen. Schwermütige Gitarrenriffs, ein Hauch von Folklore, meist recht einfache, aber große Melodien und ein unvorhersehbares Songwriting, das viele Überraschungen verbarg - das Gesamtwerk war schwer in Worte zu fassen, bei mir hatte es aber einen besonderen Nerv getroffen.
Das Label Ars Metalli, über das die CD erschienen war, verschwand wenig später von der Bildfläche. In der Folge ist Cantara Anachoreta seit etwa zehn Jahren nur mehr über Privatverkäufe zu bekommen. Tunguska Music hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, diese alte Perle nach all den Jahren noch einmal auf den Markt zu bringen. So steht Cantara Anachoreta seit kurzem als edles Doppel-DigiPack wieder in den Verkaufsregalen. Das Artwork wurde überarbeitet, das einfache, aber charmante Cover der Erstpressung ist einem düsteren Motiv gewichen, wurde aber im Booklet integriert. Die Stücke wurden klanglich überarbeitet und der überlange Song "Beautiful Wolves", der es seinerzeit aus Kapazitätsmangel nicht auf das Album geschafft hatte, wurde nun endlich seinem Endzweck zugeführt.
Ich hatte das Album nun etwa zehn Jahre nicht gehört, aber heute wie damals verursacht diese Musik bei mir eine Gänsehaut. Freunde düsterer und unkonventioneller Klänge sollten ein Ohr riskieren und der sanierten Scheibe Altmetall eine Chance geben.
Ohne Wertung
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