Review
Various Artists - The Crimson Covers - A Tribute To W.A.S.P. (2-CD)
Mit Tributes ist das so eine Sache: entweder man optiert für ein möglichst genaues Nachahmen der großen Vorbilder, was dann oft als Phantasielosigkeit gilt, oder man interpretiert das Material ganz eigen, was von Puristen dann oft als Sakrileg geschmäht wird.
Der goldene Mittelweg einer spannenden, aber immer noch werktreuen Neufassung ist nicht leicht zu verorten.
Also frisch ans begutachterische Werk: mit The Crimson Covers legen Remedy Records erneute eine Tribut-Zollung vor, auf der sich - wie auch schon auf den Vorgängern Motörmorphösis (Motörhead), Revivalry (Running Wild) und Eagleution (Saxon) - vor allem deutsche Kombos die Ehre und Mühe geben. Hierin liegt auch schon ein kleines Problem der Kompilation: die richtig großen Namen, deren Ideen zu manchem Song aus der Feder von Blackie sicherlich bemerkenswert wären, fehlen hier. Klar sind mit den V8 Wankers und den Kneipenterroristen respektable Vertreter der Szene an Bord, aber ansonsten gibt es jede Menge Recken, die nicht unbedingt zur ersten Garnitur zählen.
Aber egal, was zunächst mal beeindruckt, ist die schiere Anzahl der Nummern, nicht weniger als 28 Titel sind auf die zwei CDs gepackt, und da gibt es einen bunten Reigen durch alle Schaffensperioden, bis hin zum vorletzten Album Dominator. Die schon genannten V8 Wankers schaffen mit einem ordentlich rüpeligen "Helldorado" einen Einstieg nach Maß, der passt wie die Faust aufs Hühnerauge und Lust auf mehr macht. Die Thrash-Variante von "I Wanna Be Somebody", serviert von Torment, geht schon nicht mehr so ganz gut runter. Warhead bringen "Manimal" instrumental ordentlich rüber, aber gesanglich ist das Original hier nicht zu erreichen. 5th Sonic Brigade bringen das Kunststück fertig, eine fast schon poppige "Teacher"-Version darzureichen, bevor dann die Kneipenterroristen die durchaus gute Idee haben, mit "Fiese Sau" eine durchaus treffend eingedeutschte Fassung des "Mean Man" abzuliefern. Zwischendurch muss man sich auch durch Gothic-Ausflüge winden (Gwyllion mit "The Rock Rolls On"), und so geht das dann fröhlich weiter - vom Sound her ist von Poser über Thrash bis Death alles dabei, die Stücke werden instrumental in der Regel gut gebracht, in Sachen stimmliche Darbietung stellt sich allerdings ein durchaus wechselhaftes Erleben ein. Markantester Punkt sind hier die Amis Vykyng, die bei "School Daze" (absichtlich oder nicht) wie eine Horde sturzbetrunkener Paviane klingen.
Aus dieser ganzen Gemengelage stechen denn auch vor allem zwei Songs heraus, denen es gelingt, neue Facetten einzuführen: die deutschen Wyldfyre treffen mit ihrer Country-Variante von "Blind In Texas" den Cowboyhut dieser Hillbilly-Nummer genau auf den Kopf - und The Chuckies brillieren dann mit einer Akustik-Version (!!) des alten Misogynen-Reißers "Ballcrusher". So müssen gelungene Covers klingen!
Insgesamt eine bunte Fahrt ins W.A.S.P.-Land, bei der sich Licht und Schatten die Waage halten.
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