Review
Pissmark - Der Frömmler
VÖ: 05. Februar 2010
Zeit: 42:41
Label: Eigenproduktion
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Neue Deutsche Härte kennt man mittlerweile ja zu Genüge, Bands wie Rammstein sei Dank. Wenn aber eine österreichische Band deutschsprachigen Metal der deftigeren Sorte macht, kann man diesen Begriff natürlich nicht verwenden, also muss ein neuer Stil namens "Brachiale Wiener Härte" aus der Taufe gehoben werden. Und da sich Pissmarks Mucke auch stilistisch deutlich von den NDH-Bands abhebt, lassen wir das neugeborene Genre mal ganz gönnerhaft gelten.
Seit acht Jahren musizieren die Wiener nun schon vor sich hin und haben mit ihrer EP Amok (2005) bisher noch nicht wirklich viel veröffentlicht, was sich aber 2010 mit dem ersten Longplayer Der Frömmler ändert. Death Metal trifft auf Hardcore, Groove auf gebellte (nein, nicht geballte) Aggressivität, Bands wie Richthofen oder Totenmond geben einen groben Fingerzeig bezüglich der musikalischen Ausrichtung des Quartetts aus der österreichischen Bundeshauptstadt. Die Intensität der Stücke ist brachial, bisweilen erdrückend, vernichtend und alles zermalmend, die Abwechslung in der Musik dafür eher selten gegeben. Einen Großteil der angesprochenen Intensität beziehen die Songs aus den Texten, wobei sich auf der ganzen Scheibe der negative, ja manchmal fast schon hoffnungslose Unterton bisweilen arg verbissen darstellt. Das mag auch an der etwas gepresst liegenden Stimme von Frontmann Kine liegen, dessen Sangeskunst den Begriff "variabel" eher selten herausfordert. Oh, er klingt angepisst genug, die Botschaften der Stücke glaubwürdig zu intonieren und seine Stimme ist dem Genre auch nicht unangemessen, aber ein wenig mehr Abwechslung wäre trotzdem schön gewesen. Der Rest der Kapelle agiert auf solidem technischen Niveau und reißt mit seiner Performance zwar keine Bäume aus, gibt sich aber auch nirgends eine nennenswerte Blöße. Für eine Eigenproduktion klingt die CD recht gut, dreckig und roh abgemischt und so das Liedgut perfekt präsentierend.
Ja, die Scheibe kann durch ihre durchgehende Intensität Punkte sammeln, gibt ein paar davon aber wegen mangelnder Variabilität wieder ab. Eintönig wäre aber der falsche Ausdruck, denn über weite Strecken ist Der Frömmler ein kompetentes Album geworden, welches sich vor den Werken der genannten Genrekollegen nicht verstecken muss. Reinhören schadet nicht.
Hannes
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