Review
Disarmonia Mundi - The Isolation Game
VÖ: 09. Dezember 2009
Zeit: 49:06
Label: Coroner Records
Homepage: www.disarmoniamundi.com
"Guten Tag Herr Doktor..."
"Welches Weh-Wehchen haben wir denn?"
"Ich höre Melodien, die ich nicht mehr aus dem Kopf bekomme, die ich Tag und Nacht nachsumme."
"Ah ja. Da leiden sie unter einem klassischen Disarmonia Mundi, wie wir in der Fachsprache zu sagen pflegen."
"Und was kann man dagegen tun?"
"Nichts - aber in der Regel verschwinden die Beschwerden nach einiger Zeit von allein."
"Glaub ich nicht..."
Oben stehender Dialog könnte sich so oder so ähnlich tatsächlich abspielen. Schließlich haben die zum Zwei-Mann-Projekt geschrumpften Italiener Ettore Rigotti und Claudio Ravinale mit ihrem aktuellem Album The Isolation Game eine Langrille eingespielt, die im Fahrwasser des schwedischen Melodic Death Metal schwimmt und welche man durchaus auf eine Stufe mit Genreaushängeschildern wie Soilwork oder etwas älteren In Flames stellen kann. Vor allem der Vergleich zu ersteren drängt sich ein ums andere Mal auf, malträtiert Björn "Speed" Strid wie schon vormals kräftig das Mikro. Dass man sich so in dieser Hinsicht keinerlei Blöße gibt, versteht sich von selbst.
Auch musikalisch zeigen die Italiener, dass sie so einiges auf dem Kasten haben. Die 13 Songs sprühen nur so vor Spielfreude und man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass sich dieses Duo von nichts aufhalten lässt. Die Titel sind durchweg dynamisch arrangiert und können durch eine extrem fette und dabei keinesfalls sterile Produktion sowie treibendes Riffing und Ohrwurmmelodien bzw. -refrains punkten. So rechtfertigen allein Songs wie "Perdition Haze", "Losing Ground" und der Titeltrack den Kaufpreis der CD.
Aber auch diese erstklassigen Melo-Death-Hymnen können nicht verhindern, dass sich im Laufe der Zeit eine leichte Langatmigkeit breit macht. Diese ist einem doch recht ähnlichen Strickmuster der entsprechenden Titel geschuldet. Auflockerung bzw. Abwechslung oder gar Experimente gibt es auf The Isolation Game nämlich nur recht wenig. Einzig das kurze Akustikzwischenspiel "Glimmer" bricht aus dem vorgegebenen Rahmen aus und gibt dem Album zumindest kurzfristig eine andere Richtung.
Dieser Punkt allein verhindert, dass ich hier die Höchstnote zücke. Davon abgesehen erhält der Genrefreund hiermit eine überzeugende Scheibe, die man zwar nicht durchgehend, dafür aber immer mal wieder hören kann. In diesem Falle hält sich dann auch der Abnutzungseffekt in Grenzen.
JR
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