Review

Oh weh, die Aufmachung lässt nicht gerade große Hoffnung aufkommen: eine etwas zu viel aufgeblasene und damit unscharfe Farbkopie als Bandinfo, dazu ein fesches Foto und eine selbstbeklebte CD. Na, aber wir wollen ja den Underground fördern.

Und wer sagt's denn: Seasons Lost aus Fort Lauderdale, USA, gelingt es durchaus, angenehm zu überraschen. Der bereits 2005 gegründete fünf-Mann-Betrieb serviert eine bunte Mischung aus verschiedenen Zutaten. Insgesamt lassen sich die Songs in drei Kategorien unterteilen:

Teil 1 - für die Härtner (oder solche, die man so sieht). Hier wird kommerzieller, melodischer Death/Hardcore aufgefahren, gewürzt mit den üblichen Grunze-Vocals. Drei Stücke fallen in diese Schublade, z.B. der Opener "To Hell And Back", und hier muss man klar festhalten: das können andere besser. Wenn es um Kommerz-Gebolze geht, haben Kombos wie Sonic Syndicate oder auch ernstzunehmendere Mitbewerber wie Killswitch Engage definitiv den Bogen mehr raus.

Teil 2 - für die Radio-Hörer. Hier spielen Seasons Lost allerdings schon eher vorne mit: so, also ob Nickelback mal ein bisschen auf den Putz hauen, kredenzt man uns einige feine Nummern, fein rockig mit extrem eingängigen Refrains und vernünftiger Härte gewürzt. Gut.

Teil 3 - für die Frauenversteher. Power-Balladen in ihrer hinreißendsten Form, da schlägt die große Stunde dieser Formation. Atmosphäre, Stimmung a la Creed und Konsorten zelebrieren sie hier, und da müssen sie dranbleiben. Großer Tennissport, der hier abläuft.

Da man dankenswerterweise nur den geringeren Teil der Stücke in Format 1 abliefert und im Fortgang immer mehr der Kernkompetenz frönt, macht das Scheibchen rundum Freude. Einen Vertrag hätten die Jungs allemal verdient!

Holgi

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