Review
Whiplash - Unborn Again
So wirklich den Durchbruch haben Whiplash irgendwie nie geschafft. Woran genau das nun gelegen haben mag, will ich gar nicht vermuten, fest steht, dass die Band immer in der zweiten Reihe stand und Genregrößen wie Metallica (ja, die haben auch mal Thrash gemacht!), Testament & Co den Vortritt lassen musste. Vielleicht ändert sich das ja mit den aktuellen Werk?
Eins ist klar: Entwicklung ist kein Wort, das bei Whiplash groß geschrieben wird, immer noch klingen sie absolut oldschoolig, als wären die Achtziger nie vorbei gegangen. Ihre Musik klingt wie Metallica (zu Kill 'Em All-Zeiten) gemischt mit Exodus und einer kleinen Prise Testament. Lecker Zutaten also, da kann ja ein ganz feines Gericht daraus entstehen. Kann es schon, tut es aber nicht, denn auch wenn ich der Scheibe einen gewissen räudigen Charme nicht absprechen kann, ist sie doch weit davon entfernt, mich zu Jubelstürmen zu bewegen. Das liegt nicht so sehr am Klang des Outputs, der hat nämlich alles, was ich von einem Album alter Thrash-Schule erwarte. Vocals, die giftig-bissig klingen und mich mehr als einmal an Steve Souza erinnern, auch wenn sie vielleicht nicht ganz das gleiche Niveau erreichen, Riffs, die griffig genug sind, mich zu erfreuen, solides und der Band dienliches Drumming sowie ein Bass, der nicht nur mitspielt, sondern auch selbst Akzente setzen kann. Nein, hier ist alles in Ordnung. Auch die Spielzeit, die ruppige und authentische Produktion und das unvermeidliche Ed Repka-Cover gehören nicht zu den Dingen, die mir nicht gefallen.
Mein Problem sind die Songs selber. Fast alle wirken irgendwie verhalten, so als hätte die Band Angst, die den Stücken innewohnende Energie freizusetzen. Der Großteil der Tracks ist im Midtempo gehalten und wirkt wie ein Raubtier, das zwar ständig auf der Lauer liegt, aber mangels Gelegenheit nie zum Sprung ansetzen kann. Dass es auch anders geht, zeigen die zwar simplen, aber umso effektiveren Geradeaus-Thrasher der Marke "Float Face Down". Hier scheint sich die Band wohl zu fühlen, hier springt die Energie auf den Hörer über. Leider sind Songs dieser Kategorie auf Unborn Again in der Unterzahl, die meisten der Stücke kommen einfach nicht aus dem Quark. So nimmt es denn auch nicht Wunder, dass gerade das Montrose-Cover "I've Got The Fire", das übrigens auch schon von Iron Maiden mit einer eigenen Version bedacht wurde, zu den Höhepunkten auf diesem Tonträger gehört.
Nun, richtig schlecht ist Unborn Again auf keinen Fall, kann mich aber auch nicht gänzlich überzeugen. Es gibt einfach zu viele Durchhänger auf der Scheibe, so wird Whiplash nicht in die erste Reihe der Thrash-Bands aufrücken.
Hannes
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