Review
Nox Interna - XIII
Aus Spanien kommt mir dieses Debutalbum in den CD-Schacht geflogen. Doch mit reinen Newcomern haben wir es hier nicht zu tun, das wird schnell klar. Vielmehr wird uns Nox Interna als neues Projekt denn als Band verkauft. Dahinter verbergen sich fünf Musiker, die den Angaben nach schon mehrere Jahre in anderen Bands ihre Erfahrungen gemacht haben. Laut dem Label-Beipackzettel spielen die Spanier Gothic Rock, doch das kann man so nicht stehen lassen. Auch die Band selbst will sich auf diese Schublade nicht festlegen lassen, wie im Interview auf der enthaltenen DVD bekannt gegeben wird.
Den Anfang mach "Lagrimas Rotas", der mich am Anfang fatal an "Join Me" von HIM erinnert: Pianoklänge gehen in knackig bratende Gitarren über. Doch das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Fängt der Song gut an, lässt er doch rasch nach. Nach einem kurzen Break setzt das Keyboard mit spacigen Klängen ein, die mal so gar nicht zum Rest des Songs passen und diesen einfach nur stören. Warum muss man eigentlich mutwillig eine gute Songidee mit Keys zunichte machen? Gewinnen kann der Song wieder beim sehr eingängigen Refrain, der ein gewisses Sommerfeeling verspricht, was ja streng genommen so rein gar nicht zu Gothic passt. "Schuld" daran sind nicht unerheblich die Vocals, denn die Band hat vollstes Vertrauen in ihre Muttersprache und so werden bis auf einen Song ("Love Song") alle Songs in Spanisch gesungen. Einerseits hebt man sich dadurch zwar von der breiten Masse ab, andererseits geht es zumindest mir so, dass diese Sprache ein Urlaubsfeeling hervorruft nach Sonne, Strand und Meer. Wie dem auch sei, auch bei "Decepcion" schafft es das Quintett, den sehr ordentlich rockigen Song stellenweise durch die Keys aufzuweichen. "En La Eternidad" ist ein guter, wenn auch etwas seichter Rocker geworden, bei dem vor allem der Refrain wieder punkten kann. Ein Händchen für griffige Songideen haben die Spanier also allemal, wenn da nur nicht der stellenweise allzu penetrante Einsatz der Keys wäre. Richtiges Gothic-Feeling will zwar nicht aufkommen, was neben der bereits erwähnten Sprachwahl auch an den teils doch soften Songs liegt. So erinnert mich "Noches De Amatista" mit seiner locker-flockigen Art irgendwie an Heroes Del Silencio. Natürlich darf auch die obligatorische Halb-Ballade nicht fehlen, die mit "Love Song" vertreten ist. Doch zuvor rockt "Una Perfecta Mentira" noch einmal ordentlich drauf los. Hat man bei "Hipnotico Juego" noch die Hoffnung, die eingangs erwähnten Keys nun endgültig hinter sich gelassen zu haben, wird man bei "Friacomo El Hielo" wieder eines Besseren belehrt. Dieser Song passt aufgrund seines doch etwas sperrigen Aufbaus irgendwie nicht zum Rest des Songmaterials auf XIII. Das selbstbetitelte "Nox Interna" bildet dann mit ruhigen Pianoklängen, unterlegt von Streichern, den ruhigen Ausklang des Albums.
Wenn man nicht mit der Erwartung an die Scheibe geht, eine Goth-Rock-Scheibe zu hören, kann XIII aufgrund der melodischen Gitarrenführung durchaus gefallen. Und nicht nur einmal schaffen es Nox Interna, mit den Refrains den Hörer wieder auf ihre Seite zu ziehen. Störend hingegen sind die teils zu spacigen Keyboardsounds, die einfach zu manchen Songs gar nicht passen wollen.
Abgerundet wird die Scheibe noch mit der beiliegenden DVD, die neben den Clips zu den Songs "En La Eternidad" und "Hipnotica Juego" auch ein Making-Of enthält. Das angekündigte Interview entpuppt sich als kurzweiliger Monolog und auch eine kurze Foto-Abteilung ist zu finden. Das Ganze kann man dann wahlweise mit deutschen oder englischen Untertiteln unterlegen. Und wer noch genau wissen will, über was Nox Interna denn nun genau singen, kann sich auf der Bandhomepage die Übersetzung der Songs ins Englische ansehen.