Review
Thirteen Days - Start It Now
American Pie-Soundtrack! Oder "Ten Things I Hate About You" mit Heath Ledger (Gott oder sein Gegenspieler hab ihn selig.)! Here Comes the Sun! "Teenage vacation in a pimped brandnew car" - die schnuckelige kleine Freundin eingepackt, die Fenster heruntergekurbelt! Oder Pam Anderson, die im Baywatch-Dress am Strand entgegengelaufen kommt! Dies könnten die ersten Gedanken sein, die sich beim Hören des ersten Songs "Start It Now" - von gleichnamiger Platte - aus der Feder der Klagenfurter Funpunk-Truppe Thirteen Days einstellen. Und keine Angst: die jugendliche Unbeschwertheit und vor allem die gute Laune verschwindet bis zum Ende nicht. Der Krittler wird berechtigterweise sogleich einwenden: "Wo is' die Originalität? Hab' ich doch alles schon mal gehört." Dem wäre jedoch der Hinweis auf Airbourne und Bullet (AC/DC!) oder auf die Tokyo Dragons (Kiss!) entgegenzuhalten, die einerseits gemeinsam haben, den Sound etablierter Genre-Größen nichts anderes als zu kopieren (und damit auch noch recht erfolgreich sind), andererseits dabei aber Spaß ohne Ende haben, selbigen aufs Publikum übertragen und so eben jene spezielle Spielart härterer Musik in neuem Gewand eine Generation weiterreichen. Hinkt nun der Vergleich, da Thirteen Days sich bei weniger ergrauten Bands wie Sum 41, Third Eye Blind oder Lit bedienen, so tut das dem hohen Spaßfaktor von Start It Now noch keinen Abbruch. Will heißen: Kopieren ist erlaubt, sofern es gut gemacht ist und Partystimmung versprüht. In beiden Kategorien können Thirteen Days punkten. Wer einen fähigen Produzenten wie hier Armin Breuer hat und seine Instrumente beherrscht, ist dabei klar im Vorteil. Bonifikationen für artistische Eigenständigkeit dürfen allerdings nicht erwartet werden.
Marcel Rankl (Git.), Jürgen Oberhauser (Bass), Patrick Pongratz (Drums) und Roman Mischitz (Git., Voc.), dessen Organ etwa mit dem Brendan B. Browns von Wheatus (Remember "Teenage Dirtbag"?) verglichen werden kann, ohne ganz so sehr zu näseln, laden einmal gestartet mit "Believe Me", das mit einem unerhört eingängigen Melodie-Solo angeschoben wird und einem Jump-Part mit anschließendem Tapping-Solo aufwartet, also zum lustigen Poppunk-Mulatschag, wie der Österreicher ein ausgelassenes Fest nennt, ein.
Der "Song To Say Goodbye" erzählt eigentlich nicht, wie im ersten Vers angekündigt, eine Geschichte, sondern beschreibt als einer von mehreren Kandidaten auf dem Album in wenigen Worten die Leiden, die junger Herzschmerz verursacht - mit die Stimmung untermalender Halb-Akustik-Gitarrenbegleitung in den Strophen.
Das Grinsen im Gesicht erklärt Jason Biggs in American Pie triumphierend (Schon klar? Der Typ mit dem Kuchen.), nachdem er mit der Flötistin Michelle ein nächtliches Stelldichein erleben durfte: "Ich wurde benutzt!!" Gleichermaßen rufen Thirteen Days in "Use Me" zur weiblichen Rücksichtslosigkeit auf. Abgestoppte Akkorde in den Strophen, ein wohlbedachtes Arrangement (Wie Pop funktioniert scheinen die Jungs durchaus zu wissen.) und zuckersüßes Wechselspiel zwischen Gesang und Lead-Gitarre machen den Song zum Hitsingle-Kandidaten und bisherigen Highlight des Albums.
"Let Me Go" wird auf dem noch dieses Jahr erscheinenden "Poppunk loves you 4"-Sampler (Wynona Records) vertreten sein. Außerdem ist ein Videodreh zum Track in Planung, der in meinen Augen aber gegenüber den bisherigen Stücken abfällt, da die Gesangslinien, von denen diese Art von Musik lebt, ein wenig einfallslos wirken.
Im Follower "Street Of Hope" macht es das Quartett dann wieder besser. Eingestiegen wird hier relativ ruhig, um sich zum Refrain hin sukzessive steigern und sogar soviel Fahrt aufnehmen zu können, dass man versucht ist, den Song gemäßigtem Liedgut aus dem Hause Lag Wagon zur Seite zu stellen. Zur Pogo-Extravaganza reicht es jedoch beileibe nicht.
Auch nicht in "Alone", in dem zum wiederholten Male der Verflossenen nachgetrauert wird - aber solches treibt den Teenager eben zur nächtlichen Stunde um. Wer kann von sich schon sagen, das nicht nachempfinden zu können.
"I'm sitting here and watch the sunrise, it reminds me of past summer days", heißt es in "Memories Remain". Mit Metallica hat's selbstredend nix am Hut. Man stelle sich James Hetfield beim Singen dieser Zeilen vor... Entgegen der textlich aufgerufenen Melancholie werden die "Good Vibrations" am Köcheln gehalten - versüßt wie in den meisten Stücken durch sorgfältig eingesetzte Background-Vocals. Noch ist der Sommer nicht vorbei!
Was unter anderem in "Don't You Know" unter Beweis gestellt wird, das noch mal hervorsticht und wohl einen der formidabelsten Singalong-Refrains zu bieten hat.
Der Rausschmeißer "The End" unterscheidet sich insofern vom Rest der Scheibe, als dass hier das Tempo im NOFX-Stil angezogen und einmal nicht auf die sonst vorherrschenden Dur-Harmonien zurückgegriffen wird. Ein kleiner und gern genommener Überraschungseffekt also am Schluss, der "The End" neben "Don't You Know" und "Use Me" zur stärksten Nummer von Start It Now avancieren lässt.
Vier kurze Kommentare zur Abrundung:
31,5 Minuten sind nach meinem Geschmack selbst für Funpunk-Verhältnisse zu wenig.
Mehr Abwechslung a la "The End" wäre nicht verkehrt gewesen.
Spaß hat's gemacht, obwohl's mit Metal nix zu tun hat.
Wessen Freundin noch nicht die 20 überschritten hat oder wer auf Apfelkuchen steht und sich ab und an einen Teenie-Streifen gönnt (Wobei an "Teen-Wolf" und "Zurück in die Zukunft I-III" nichts rankommt!), dem sei Start Me Up wohlwollend ans Herz zu legen.
Fuxx
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