Review
Chris Caffery - House Of Insanity
Wenn Ex-Savatagies Scheiben auf den Markt werfen, dann ist ihnen eine gewisse Aufmerksamkeit gewiss. Herr Caffery versuchte mit seinen letzten Scheiben dem Sog des Savatage-Sounds zu entkommen, was ja auch ganz gut gelang. Diesmal aber wurde er eingefangen und orientiert sich deutlich an Strukturen, Riffs und Gesangslinien, die man von Savatage, Dr. Butcher und natürlich auch von Jon Oliva kennt. Was nicht in diese Ecke schlägt, lebt von Chris Cafferys Abgedrehtheit, die seiner Gitarre wie gewohnt ungewohnte, kreative und schräge Riffs entlockt. Am meisten überzeugen kann er dabei mit seinen Solos, die nicht wie Fremdkörper in die Lieder gepresst werden, sondern die einzelnen Stimmungen perfekt weitertransportieren, oft weit besser, als es seine Stimme selbst schafft.
Doch so positiv bleibt mein Urteil nicht. Leider verweilt der Meister oft im gemäßigten Midtempo, wodurch die Stücke sehr langatmig wirken. Selbst mit den plakativen Melodien und Refrains kann Herr Caffery nur selten wirklich punkten, da diese meist unorginell oder altbacken daher kommen. Schade, denn würde man die Songs ein bisschen straffen und die Melodien etwas mehr herausarbeiten, könnte man das Potential, das die Songs unweigerlich haben, sicher abschöpfen. Dass Chris Caffery Balladen mag, beweist er gleich mehrmals auf House Of Insanity, etwa mit dem Liebeslied "Madonna" oder dem traurigen, aber symphonischen "Back's To The Wall". Das herausstechendste Werk des Albums ist aber sicherlich das mit einem Savatage-Kanon dekorierte "Winter In Hamburg" - auch dies eine Ballade, aber eine, die sehr persönlich und intensiv beim Hörer ankommt und eines der wenigen Stücke ist, das länger im Ohr bleibt. Die Coverversion von Bob Marleys "Get Up, Stand Up" dagegen ist nicht der Rede wert, da von dem ursprünglichen Reggae-Feeling des Songs absolut nichts mehr übrig geblieben ist.
Viele neue Fans wird Chris Caffery mit House Of Insanity wohl nicht gewinnen können, aber alle, die sich mit seiner Mucke bisher identifizieren konnten, werden keinesfalls enttäuscht und können auch diesmal zugreifen, ohne vor großen Überraschungen Angst haben zu müssen.
Vorheriges Review: RAM - Lightbringer