21 Headbänga online
Suche:
28.03.2024 Ektomorf
30.03.2024 Dark Easter Metal Meeting
31.03.2024 Dark Easter Metal Meeting
02.04.2024 Rauhbein
03.04.2024 Angelus Apatrida
03.04.2024 Pestilence
Reviews (10414)
Navigation
Artikel des Tages
Review:
Norikum

Interview:
Katatonia

Live-Bericht:
Bruce Springsteen

Video:
Loudrage
RSS RSS
Atom Atom
 

Review

CDs von Die Toten Hosen kaufenZur Druckversion dieses ArtikelsDiesen Artikel als PDF speichern

Die Toten Hosen - In Aller Stille

Die Toten Hosen - In Aller Stille
Stil: Punk Rock
VÖ: 14. November 2008
Zeit: 42:00
Label: Warner Music
Homepage: www.dietotenhosen.de

buy, mail, print

Heimlich still und leise haben sich Die Toten Hosen in den vergangenen 26 Jahren nach ihrer Bandgründung zu einer Institution des deutschsprachigen Punkrocks entwickelt. Nein, so ganz stimmt das natürlich nicht. Ende der 1980er und Anfang der 1990er kam ja bereits der ganz große Durchbruch und still und leise sind die Hosen schon mal gleich gar nicht. Aber das ist ja auch nichts Neues. Was allerdings genauso wenig stimmt ist der Albumtitel des nunmehr zwölften Studioalbums: In Aller Stille. Vielleicht wäre es besser gewesen die letzte Veröffentlichung (das Unplugged-Album Nur Zu Besuch) so zu betiteln, ganz sicher ist allerdings der Widerspruch von Albumtitel zur Musik.

Denn das Quintett um Rampensau Campino besinnt sich glücklicherweise nach drei soliden aber nicht wirklich außergewöhnlichen Alben wieder auf ihre Stärken und beweist dass sie noch im Saft stehen und rocken können was das Zeug hält. Schon beim genialen Opener "Strom" ist der Punkanteil erhöht worden, der Hüpfanteil ebenso, die Gitarren braten ordentlich und die supereingängige Gesangsmelodie komplettiert das perfekte Livelied zum Mitgrölen. "Innen Alles Neu" weiß durch einen sehr dynamischen Aufbau zu gefallen, der schnell greift und mitsingkompatibel ist. Den ersten moderneren Anstrich bekommt das sehr tanzbare "Disco", an welches sich man aufgrund des Beats vielleicht erst gewöhnen muss, das aber letztendlich überzeugt. Hosentypisch ist das melodische "Teil Von Mir". Die Gitarren riffen sich schön kantig durch den Song und hinterlassen ihren Spuren im Kleinhirn. Definitiv wieder ein Song für die Bühne. Die nächste Überraschung folgt mit "Auflösen". Zusammen mit der österreichischen Schauspielerin Birgit Minichmayr (u.a. Das Parfüm) singt Campino diese Ballade im Duett und die beiden werden nur von einem Cello begleitet. Sicherlich mag das nicht unter Liebe auf den ersten Blick fallen, und ist auch bestimmt nicht ganz frei von Kitsch aber das Lied hat eine angenehme ruhige und entspannte Atmosphäre. "Leben Ist Tödlich" gehört zu den besten Songs auf dem Album. Mit dem Bauch voller Wut steigert sich die Band in eine Explosion hinein, die nie aufzuhören vermag. Das wohl energischste Stück des Silberlings. Punkrocker und das Erwachsen werden sind normalerweise zwei verschiedene Paar Stiefel, doch im Falle von "Ertrinken" haben sich die Hosen das richtige Paar Schuhe angezogen. Sehr nachdenklicher und melancholischer Song, der vollkommen ohne Pathos auskommt und wohl am ehesten mit Midtempo zu beschreiben ist. Im Kontrast dazu ist "Alles Was War" ein Rocker mit Britpop- und Independenteinflüssen, wohingegen bei "Pessimist" wieder der Punk den Dreh- und Angelpunkt darstellt. "Wir Bleiben Stumm" ist zwar etwas monoton, allerdings ist auch hier wieder zu hören, dass die Toten Hosen auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit musizieren können. Mit gepflegtem Punkrock wird "Die Letzte Schlacht" bestritten und mit genau solchen Songs wird der Nerv der Fans getroffen. Die beste Ballade des Albums wurde bis kurz vor Schluss aufgehoben. Bei "Tauschen Gegen Dich" wird eine Atmosphäre erzeugt, die unter die Haut geht und von Campino sehr emotional vorgetragen wird. Meiner Meinung nach die beste Ballade seit langer Zeit. Sehr eindringlich, energisch und dynamisch findet In Aller Stille mit "Angst" sein Ende. Sehr guter Abschluss des Albums, das durch eine warme Produktion zu gefallen weiß.

Erstaunlicherweise findet sich kein Lied übers Saufen, Feiern oder sonstige Blödeleien auf In Aller Stille. Das steht den Düsseldorfern allerdings auch mal sehr gut zu Gesicht. Der Härtegrad wurde zwar ein Stück nach oben geschraubt, allerdings sind die Lieder auch nachdenklicher, erwachsener und somit reifer geworden, was sich in den Texten widerspiegelt. Ratlosigkeit und Verlust stehen neben Liebe und Gesellschaftskritik im Mittelpunkt und das durchaus präsenter als in der Vergangenheit. Sicherlich gibt es weitaus innovativere Bands als Die Toten Hosen, aber dennoch ist In Aller Stille ein wirklich sehr gutes und vor allen Dingen abwechslungsreiches Album geworden, das qualitativ an Großtaten wie Unter Falscher Flagge, Ein Kleines Bisschen Horrorshow und Opium Fürs Volk anknüpfen kann. In Aller Stille hat das Zeug zum Klassiker zu werden und das ist ehrlich gesagt viel mehr als ich erwartet habe.

Andi

5 von 6 Punkten

Zur Übersicht
Zur Hauptseite

Weitere Berichte und Infos
Weitere Reviews

© www.heavyhardes.de