Review
Ingrimm - Todgeweiht
VÖ: 07. November 2008
Zeit: 44:45
Label: Black Bards Entertainment
Homepage: www.ingrimm.com
Die Regensburger Ingrimm sind mir bei der ersten Rosenheim Tanzt!-Veranstaltung mehr als positiv aufgefallen, so dass man sich gleich das Debut Ihr Sollt Brennen zulegen musste. Nun, ein Jahr später, legen die Regensburger ordentlich mit Album Nummer zwei nach.
Geboten wird Mittelalter Metal, der durchaus für sich allein stehen kann. Wer jetzt gleich an die Szene-Ikone In Extremo denkt, liegt nur bedingt richtig. Gut, die Zutaten sind in etwa die gleichen, jedoch ist die Gewichtung unterschiedlich. Ingrimm haben einen klaren Überhang in Richtung Metal, zudem klingen die Songs irgendwie rauer und erdiger als bei den großen Bands, und genau das macht den Charme aus. Auf Todgeweiht wird mal kräftig und ordentlich Gas gegeben ("Teufelsweib"), die Double-Bass-Maschinerie steht auf Dauerrotation, dann wieder wird angenehmes, flottes Midtempo mit forderndem Drumming eingeschlagen ("Narrentraum"). Auch ruhigere und nachdenkliche Töne findet man auf Todgeweiht. "Der Stern" regt nicht nur zum Nachdenken an, der Song berührt einen einfach, was nicht zuletzt am Gesang liegt. Mit Stephan Zandt haben Ingrimm einen Sänger in ihren Reihen, der einen guten Wiedererkennungswert besitzt. Seine Stimme braucht vielleicht für den ein oder anderen Hörer einen Durchlauf extra, doch verleiht sie den Songs das gewisse Etwas. Am besten wird dies deutlich beim bereits erwähnten "Der Stern", wo man die Wut in seiner Stimme förmlich spürt. Weiter geht's mit gar "Sündig Fleisch", einem flotten Midtempo-Rocker, beim dem auch mal gegrowlt wird, untermalt von Dudelsack-Melodien. Im Gegensatz zu vielen anderen Mittelalter Metal-Bands greifen die Regensburger nicht auf vielfach wiederholtes Liedgut zurück sondern sie schreiben ihre eigenen Songs, die entsprechend mit Dudelsack und Drehleier untermalt werden. Und wenn man mal auf eine bekannte Melodie im Hintergrund zurückgegriffen werden muss, dann wird diese entsprechend an den Song angepasst. Den finalen Rausschmeißer stellt "Diaboli" dar, ein flotter Up-Tempo-Rocker, der speziell beim Refrain aufgrund der Melodieführung zum Tanzen anregt.
Auch textlich haben Ingrimm einiges zu sagen, befasst man sich doch hauptsächlich mit aktuellen Themen, die in ein entsprechendes musikalisches Gewand gesteckt werden. Zwar wird auch mal auf historisches Geschehen zurück gegriffen ("Der Letzte Tanz", "Todgeweiht"), doch überwiegend werden aktuellere Themen abgehandelt, sei es Kindesmissbrauch ("Der Stern"), das Borderline-Syndrom ("Rot") oder es wird auch mal mit uns Schreiberlingen abgerechnet ("Ingrimm").
Wer auf erdigen Mittelalter Metal steht, sollte Todgeweiht unbedingt antesten.
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