Review
Enslaved - Vertebrae

VÖ: 26. September 2008
Zeit: 49:16
Label: Indie Recordings
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Die Norweger Enslaved haben sich im Laufe von nunmehr 17 Jahren ihrer musikalischen Karriere stetig weiter entwickelt. Zugegebenermaßen ist diese Weiterentwicklung nicht jedermanns Sache, denn mit dem ursprünglichen Sound ihrer Gründerjahre haben die Norweger schon lange nichts mehr gemeinsam.
Fakt ist jedoch, dass Enslaved mit ihrem Mut zum Ungewöhnlichen und ihrer Bereitschaft, musikalische Grenzen zu übertreten ihren eigenen Weg gehen und dabei ein Hammeralbum nach dem nächsten produzieren. Der neueste Geniestreich Vertebrae reiht sich hier nahtlos ein.
Auf dem Wacken Open Air hatte ich ja bereits Gelegenheit, in vier neue Songs ("Clouds", New Dawn", Reflection" und "The Watcher") reinhören zu können, demnach sei an dieser Stelle an mein Wacken-Review verwiesen. Der Rest des Albums steht den bereits genannten Songs in nichts nach. Enslaved loten die Grenzen, was "erlaubt" ist und was nicht, nicht aus, sie ignorieren sie vollständig. Dem Album wohnt eine ganz eigene Dynamik inne, die sich schwer in Worte fassen lässt. Ruhige, verträumte Passagen verschmelzen mit traditionellen Elementen und harschen Death/Black Metal-Momenten. Wo eben noch ruhig gesungen wurde, wird im nächsten Augenblick schwarzmetallisch gekrächzt. Melodien werden aus dem Nichts gezaubert und zerfallen wieder, gehen nahtlos in Wut über oder werden von verzerrten Gitarren in Stücke gerissen. Progressive Strukturen werden in psychedelische Soundgewänder eingebettet, die es erst einmal zu durchdringen gilt. Vor allem diese psychedelisch-verträumten Teile der Songs treffen einen eher unerwartet, verbreiten jedoch ihren eigenen Zauber, fast so als würden hier Farben vertont werden.
Enslaveds Musik ist nicht zum mal-eben-nebenbei-Konsumieren gedacht. Man muss sich auf die Musik einlassen, ihr Zeit geben, um sich entfalten und wirken zu können. Dann jedoch schlägt Vertebrae ein.
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