Review
Lanfear - X To The Power Of Ten
VÖ: 22. August 2008
Zeit: 51:21
Label: Locomotive Records
Homepage: www.thelanfear.com
Als Garant für hochklassigen progressiven Powermetal haben sich die Heilbronner Lanfear in den letzten Jahren einen Namen gemacht und konnten mit Alben wie Zero Poems, The Art Effect oder Another Golden Rage überzeugen. Nun, nach einer Wartezeit von mehr als drei Jahren melden sich die Jungs zurück. Mit im Gepäck: ein neuer Sänger sowie ein arschgeiles Album.
Wo mit einem Wechsel am Mikro nicht immer eine Verbesserung des musikalischen Erscheinungsbildes einhergeht, muss man den Jungs allerdings attestieren, dass ihnen mit Nuno Miguel Fernandes ein wahrer Glücksgriff gelungen ist. Die warme und gefühlvolle Stimme des Neuzugangs hebt sich zwar stark vom ausdrucksstarken Vorgänger Tobias Althammer ab, ermöglicht der Band aber zugleich ein abwechslungsreiches Songwriting, da er - bei aller Klasse Tobias' - variabler zu singen vermag. Kraftvolle, aggressive Passagen mit vereinzelten Shouts sind Nuno genauso wenig ein Problem wie sanfte und klar gesungene Parts, in denen stets eine unterschwellige Melancholie zu erahnen ist. Damit sollte die Band nun auch Hörer für sich gewinnen können, denen Kopfstimmen weniger liegen.
Kaum Veränderungen erfuhr das musikalische Fundament der Baden-Württemberger: modern gespielter Powermetal amerikanischer Prägung mit allerlei progressiven Spielereien dominiert das Bild. Schnell gehen die Jungs zu Werke, im Midtempo verweilt man nicht allzu oft und selbst dann hat man nicht das Gefühl, dass mit angezogener Handbremse gespielt wird. Hier sitzt jedes Riff, jede Hookline, jede Melodie weiß zu überzeugen. Keyboards werden nur zweckdienlich und an wenigen Stellen eingesetzt. Dies alles verleiht dem Album insgesamt einen hymnischen Charakter und sorgt beim Hörer für die ein oder andere Gänsehaut. Hier muss man neidlos anerkennen, dass die Band die Gratwanderung zwischen Härte, Melodie und Bombast wie kaum eine andere meistert.
Eine Menge Zeit muss man - wie so oft - auch bei dieser Veröffentlichung mitbringen. Die meisten Songs erschließen sich nicht sofort sondern offenbaren ihre Vielschichtigkeit erst nach mehrmaligem Hören. Wer die notwendige Geduld aufbringt und kein Sklave dieser schnelllebigen Zeit ist, wird mit einem der besten Metalalben dieses Jahres belohnt und wird an X To The Power Of Ten sehr lange Freude haben.
JR