Review
The Black Dahlia Murder - Nocturnal
Whoa, da rotiert ja wieder mal eine handfeste Überraschung in meinem CD-Player. The Black Dahlia Murder, die sich nach einem ungeklärten Mordfall aus dem L.A. des Jahres 1947 benannt haben, randalieren in meinen Boxen, als würde ihnen der Teufel persönlich im Nacken sitzen. Nix Metalcore oder Hüpfmucke, die kurzhaarigen Amerikaner hauen dem verdutzen Hörer zehn lupenreine Death- und Black-Granaten um die Ohren, die sich gewaschen haben.
Schon der Opener "Everything Went Black", der ganz ohne die in letzter Zeit stark überstrapazierten Intros auskommt, stampft und walzt schon mal alles gnadenlos platt und gibt dabei gleichzeitig die Marschrichtung des Albums vor. Die fünf Jungs aus Detroit metzeln irgendwo zwischen alten In Flames, At The Gates, Dissection und Carcass herum. Markanteste Zutat dabei ist die Stimme von Frontgrunzer Trevor Strnad, der sich oft in bester norwegischer Black-Metal-Manier durch die einzelnen Songs schreit. Dazwischen zaubert er aber auch gerne mal ein paar tiefe, markerschütternde Growls im Stile von Entombed oder Gorefest aus der heiseren Kehle. Der Kerl brüllt sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib und lässt sich immer wieder mal zu einer Cradle Of Filth-artigen Kreischorgie verleiten. Keyboards sind dafür, wie es sich eigentlich für eine vernünftige Death-Scheibe auch gehört, weit und breit nicht zu vernehmen. Balladen gibt's sowieso nicht und mit "Warborn" hat es gerade mal eine Midtempo-Nummer auf die Platte geschafft. Ansonsten brettern einem Highspeedbolzen wie der Titelsong "Nocturnal" oder das oberamtliche "Deathmask Divine" entgegen.
Auf der lyrischen Ebene bewegen sich The Black Dahlia Murder eher in Richtung Cannibal Corpse - für genug textliches Blut ist demnach auch gesorgt. Definitiv hörenswert sind auch die kurzen, aber schrägen Gitarrensolos, die einem schon mal den ein oder anderen Schauer den Rücken herunterlaufen lassen.
Nocturnal ist ein absolut kompromissloses, perfekt produziertes und technisch hochwertiges Death-Album mit Black-Metal Anleihen geworden. Wer keinen Bock auf Weichspülmucke hat, kann hier bedenkenlos zugreifen und sollte nach den viel zu kurzen 34 Minuten gleich noch mal seinen Finger zur Play Taste wandern lassen, denn auch nach mehreren Durchläufen breitet sich auf Nocturnal keine Langeweile aus.
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