Review
Sear Bliss - The Arcane Odyssey
VÖ: 24. September 2007
Zeit: 47:32
Label: Candlelight Records
Homepage: www.searbliss.hu
Mit The Arcane Odyssey bringen die Ungarn das sechste Album auf den Markt - allerdings erst das zweite, dass bei uns reinflattert und das erste, welches ich zu Ohr bekomme. Schon nach dem ersten kurzen Reinhören frage ich mich: Warum hab ich von denen nicht schon früher was gehört? Genau mein Musikgeschmack!
Sear Bliss machen melodischen Metal - ob man es nun eher als Symphonic Black mit Death-Anteilen oder als Blackened Melodic Death einordnet, ist im Endeffekt egal - was da aus den Boxen kommt, weiß zu gefallen und klingt - vor allem durch den Einsatz der Blechblasinstrumente (vornehmlich Posaune) - nicht wie jedes x-beliebige andere Album dieser Stilrichtung. Am ehesten ist es wohl irgendwo zwischen Dimmu Borgir, Moonsorrow und Summoning einzuordnen.
Wohl alle acht Stücke des Silberlings kann man als Hymnen bezeichnen, und wenn Sear Bliss auf ihrer Myspace-Seite schreiben, dass die Aufnahmen zu diesem Album sie an ihre Grenzen geführt haben, dann glaubt man ihnen das aufs Wort. Die Scheibe ist schlichtweg großartig, die Titel sind abwechslungsreich und in sich einfach stimmig.
Die Vocals von Bandgründer Andras Nagy sind durch ihre meist tiefe Stimmlage mitverantwortlich, dass ich mich weigere, das Ganze als reinen Schwarzmetal abzutun, auch wenn er selten wirklich growled. Das Keyboard wird nicht durchgehend gespielt (was wohl auch daran liegt, dass Andras Nagy sowohl Keyboard als auch Bass spielt) und bereichert mehr mit klassischen als mit sphärischen Klängen. Blechbläser Zoltan Pal bereicht die Stücke mit Posaune, Trompete und Euphonium (ähnlich wie ein Flügelhorn). Der Leser mag sich fragen: "Wie soll das denn zu Black Metal passen?" Lasst euch überraschen; es passt ausgesprochen gut und wirkt keineswegs aufgesetzt oder wie ein Fremdkörper. Gerade Posaune und Trompete sind stellenweise in den Vordergrund platziert und geben dem Ganzen die besondere Note, ohne aufdringlich zu werden. Die Gitarren (Istvan Neubrandt und Peter Kovacs) sind vielfältig und nicht ständig überpräsent, wie sonst im Black Metal oft üblich. Das Schlagwerk ist präzise, mal im Hintergrund, aber auch schon mal mit kräftigem Doublebase Tempo machend.
Die Songs reichen von langsamen, fast schon als Balladen zu bezeichnende Stücke, die teilweise stark an Summoning erinnern, bis hin zu zapfigen Titeln, bei denen Matten geschüttelt werden wollen, wobei die Ruhigeren überwiegen. "The Venemous Grace" - ein langsames Stück - hat dann sogar einige Jazzanleihen, während der Trompeteneinsatz bei "Somewhere" an mittelalterliche spanische Fanfaren erinnert. Eintönigkeit gehört nicht zum Repertoire dieses Albums.
Die Produktion ist ausgezeichnet, einziger Kritikpunkt: "Somewhere" hat zum Schluss einfach fast zwei Minuten Leerlauf - warum auch immer. Aber vielleicht liegt das auch an der Promoversion. Für einen Punktabzug reicht dieser kleine Schönheitsfehler aber nicht. Nach bestem Wissen und Gewissen möchte ich diese Scheibe jedem Freund des symphonischen Black und/oder melodischem Death Metals ans Herz legen, und auch sonst jedem, der bei etwas härterem Metal nicht gleich davon läuft.
Tarnele