Review
Blitzkrieg - Theatre Of The Damned
![Cover von Blitzkrieg - Theatre Of The Damned Blitzkrieg - Theatre Of The Damned](cover/3225.jpg)
Old School Heavy Metal in seiner ursprünglichen Form erwartet uns. Ein Fossil der NWOBHM, so wird mancher die metallische Nase rümpfen. "Ja, das ist der Metallica-Song auf der Garage Days-EP, ja klar sehr geil, halt typisch Metallica" so höre ich es öfters aus meinem Bekanntenkreis, der mal wieder keine Ahnung von handgemachtem trendfreiem Heavy Metal hat. Aber was soll's?!? Die Massen werden wohl nach guten 27 Jahren des Bestehens sich nicht wie unser Jochen auf Caliban gierig lechzend auf den englischen Blitzkrieg stürzen. Da steht man als der Tradition verpflichteter Rezensent ganz cool drüber und freut sich auf die aktuellen Songs der bewährten Metalschmiede aus Newcastle. Einzige und lieb gewonnene Konstante ist neben Brian Ross am Mikro der traditionelle Sound, von dem das Quintett auch nie nur einen Millimeter in ihrer Karriere gewichen ist. Recht so!
Nach einem kleinen Intro steigt man mit dem Titeltrack furios ein. Der Pre-Chorus geht sofort ins Ohr und weicht nicht mehr so schnell aus der Birne. Die Bridge in "Devil's Spawn" zeigt, woher King Diamond seine Einflüsse bezieht, wenn er sein Falsett nicht bemüht. Ja, die Stimme des Meisters Brian ist formidabel und trägt den Sound der Briten. Einen Lineup-Wechsel gibt es zum Vorgänger Sins & Greed (2005) wieder mal zu verzeichnen. So schreddert Guy Laverick für den ausgestiegenen Paul Nesbit neben Ken Johnson die Sechssaitige. Und die beiden duellieren sich in "My Life Is My Own" mit starken melodischen Soli. Herrlich!
Doppelläufige Gitarren und ein wummernder gut zu vernehmender Bass freuen allgemein, der Drumsound ist okay, klingt aber etwas nach Hr. Sasso. Gut, kann aber auch etwas täuschen und trübt den Genuss der Scheibe nicht wesentlich. Hört einfach mal in das relaxte "Devil's Spawn" oder den Powergroover "The Phantom" rein. Dass man das Tempo ferner variieren kann, wird uns im Doublebass-Kracher "Spirit Of The Legend" gezeigt. Das ruhig schippernde "Into The Light" und die über allem thronende Stimme von Hr. Ross beschert mir eine Gänsehaut nach der anderen. Ja liebe Mad Max-Fans, der gute Brian hier kann singen. Was für ein Monster am Mikro. Kein stetiges Eunuchengejaule sondern inbrünstiges Singen in mittleren bis tiefen Tonlagen ist das Markenzeichen des sympathischen Ausnahmesängers. Dennoch werden wenige hohe Schreie gekonnt gemeistert und geschickt in die Songs eingebaut. Zum Abschluss der neuen Songs rifft der "Night Stalker" um die Ecke und beendet das von Holy Moses-Gitarrist Schrödey roh und Natur belassen produzierte Album.
Für die einen klingt es zu bieder und altbacken, für die anderen ist es in der Trend geschwängerten Caliban-Welt eine Offenbarung des Buchs des Heavy Metal, wie ihn der geneigte Fan kennt und liebt. Dem Metalgott sei Dank ist es so. Nichts für digital verseuchte Schmalzlappen. Schert euch also einen Dreck um die ach so wichtigen und hippen Szene-Metaller und holt euch das schick aufgemachte Digi, das mit zwei Videos im mpeg-Format und den formidablen Neueinspielungen von "Armageddon" und "Blitzkrieg" glänzt. Raise your fists and yell!
Siebi