Review
Tulus - Biography Obscene
VÖ: 22. Juni 2007
Zeit: 35:12
Label: Indie Recordings
Homepage: www.facebook.com/TULUSband
Lang, lang hat's gedauert, bis es nun endlich wieder ein Lebenszeichen der Norweger gibt. Das letzte musikalische Lebenszeichen datiert aus dem Jahre 1999 (Evil 1999). Danach wurde die Band wohl erst mal auf Eis gelegt. Doch die beiden Recken Sverre und Bergli waren nicht untätig, hat man doch mit Khold ein zweites Standbein erschaffen. Allerdings ist auch hier seit zwei Jahren Funkstille.
Mit Biography Obscene melden sich Tulus nun jedenfalls eindrucksvoll zurück und zeigen vielen Black Metal-Bands, dass man keine Geschwindigkeit braucht, um eine düstere Atmosphäre erschaffen zu können. Vielmehr greifen Tulus hier auf eher für Black Metal ungewöhnliches Instrumentarium zurück, denn neben weiblichen Gastvocals finden sich auch Piano, Hörner, Streicher und ein Saxophon auf der neuen Langrille. Wer jetzt verwundert die Nase rümpft, dem sei gesagt, dass Tulus das alles zu einem apokalyptischen Ganzen zusammenfügen, das zu fesseln vermag. Bestes Beispiel ist hier "Stories Untold". Der Song wird durch eine Streichermelodie eingeleitet, die man eher in Osteuropa vermuten mag, da sie doch etwas an Zigeuner erinnert. Doch das ist nur die Ruhe vor dem bekannten Sturm, denn unvermittelt bricht das Inferno über einen herein. Die anfängliche Raserei geht dann in flottes Uptempo über und wird immer mal wieder von leicht dissonanten Streicherklängen durchzogen. Überhaupt wird Variation hier groß geschrieben. Das Tempo wird ständig gewechselt, mal treibendes Midtempo ("Victim"), mal wüste Raserei ("Chamber's Disgust"), mal eher melodisch, mal eher schräg und unkonventionell ("Allow No Light").
Tulus schaffen es spielend, mit ihren abwechslungsreichen Songs eine beklemmende Endzeitstimmung zu erschaffen, sofern man seine Ohren weit genug aufsperrt und der CD auch mal einen zusätzlichen Durchlauf gönnt. Denn zum eben mal schnell nebenbei konsumieren ist Biography Obscene wahrlich nicht erschaffen worden. Diese CD erscheint eigentlich zum falschen Zeitpunkt, der Herbst mit seinen Stürmen und dem überall sterbenden Leben wäre dafür weit besser geschaffen gewesen.