Review
Lillian Axe - Waters Rising
Dafür dass es die US-amerikanische Band Lillian Axe schon seit einer halben Ewigkeit gibt und sie in den 80er und 90er Jahren recht erfolgreich waren, sind sie bis dato komplett an mir vorübergegangen. Das soll das aktuelle Album Waters Rising, welches acht Jahre nach Fields Of Yesterday (auf dem sich unveröffentlichte Nummern befanden) erscheint, nun ändern. Apopros ändern, von dem letzten Line-Up ist nur noch Bandgründer Steve Blaze übrig geblieben. Den anderen Posten an der Gitarre hat nun ein Herr Sam Poitevent inne, den Bass zupft Eric Morris, das Schlagzeug wird von Ken Kodelka vermöbelt und Derrick LeFevre verleiht den Songs seine Stimme.
Und dafür, dass der letzte offizielle Studio-Output Psychoschizophrenia auch schon 14 Jahre auf dem Buckel hat, kann ich gleich schon zu Beginn sagen, dass die insgesamt zwölf Songs durch die Bank frisch und harmonisch klingen, auch wenn der ein oder andere Song über einen längeren Zeitraum einen Anfall von Schwäche bekommt. Der Opener, der gleichzeitig Titeltrack ist, wird durch sägendes Riffing bestimmt und erinnert streckenweise an die kanadischen Megaseller Nickelback. Dabei macht Derrick LeFevre mit seiner leicht angerauten Stimme einen sehr guten Job. "Antarctica" kommt hingegen etwas schwerer in die Gänge, und auch nicht ganz so hundertprozentig kann das Alice In Chains goes Mötley Crüe-Gemisch "Become A Monster" zünden. Da ist das swingende "Quarantine" besser, genauso wie die lockere Sommerfeeling-Ballade "I Have To Die Goodbye". Der Groove-Rocker "Fear Of Time" ist leider etwas banal ausgefallen, dafür ist mit der tollen Ballade "Until The End Of The World" ein richtiger Klassesong vorhanden und auch das abwechslungsreiche und melodische "Fields Of Yesterday" ist wirklich gut und vor allen Dingen lang ausgefallen. Etwas härter geht es bei "Thirst" zu, das von einem stampfenden Rhythmus dominiert wird aber das steht den fünf Jungs aus New Orleans gut zu Gesicht. "The 2nd Of May" ist ein Fall, der seine Klasse erst nach mehrmaligem Hören offenbart, ebenso wie das schwermütige und melancholische "Deep In The Black". Doch wenn man seine Lauscherchen spitzt muss man neidlos anerkennen, dass was die Arrangements betrifft beide Songs wirklich erste Sahne sind und durch eine hohe Dynamik auffallen. Als Abschluss steht das Instrumental "5" auf dem Programm, was handwerklich zwar echt gut ist, aber auch etwas deplatziert wirkt.
Die erdige Produktion trägt ihren Teil dazu bei, dass Waters Rising zwar auf der einen Seite nach melodischem Hardrock der Marken Tesla und Ratt klingt, sich auf der anderen Seite aber auch nicht von modernen Einflüssen verschließt. Obwohl das Albumcover psychedelische Einflüsse suggeriert, sollte man sich davon nicht beeinflussen lassen. Die Grundausrichtung ist immer noch im melodischen Hardrock verwurzelt. Laut dem Infoblatt behandelt Waters Rising als Thema den Siedepunkt Faktor und "die Songs setzen sich mit den verschiedensten Wegen auseinander Frieden zu finden und den individuellen Sinn des Lebens zu erkennen". Keine ganz so leichte Kost, im Prinzip wie die Songs beim ersten Hören auch, doch ein gutes Album sollte gerade bei mehrmaligem Anhören seine Klasse offenbaren, und das ist trotz ein paar Schwachstellen gelungen.
Andi