Review
Ansur - Axiom
VÖ: 22. September 2006
Zeit: 43:58
Label: Candlelight Records
Homepage: www.ansursite.com
Puh, was haben wir denn hier? Axiom, das Debütalbum der norwegischen Band Ansur. Axiom also? Ein Axiom ist ein als gültig anerkannter Grundsatz, der nicht bewiesen werden muss. Stellt sich die Frage, was nicht bewiesen werden muss und welchen gültigen Grundsatz Ansur hier aufstellen.
Nun, bewiesen werden muss sicherlich nicht, dass es sich hier um eine Veröffentlichung aus dem Untergrund handelt. Das hört man am Sound und wird auch dadurch bestätigt, dass Axiom im bandeigenen Studio aufgenommen wurde. Das muss an und für sich nichts heißen, aber hier hört man zweifelsfrei, dass keine richtigen Studiomenschen am Werk waren. Trotzdem ist der Sound nicht schlecht und passt zur Stimmung auf Axiom. Genauer hinsehen muss man dagegen, wenn man festlegen will, in welche Kategorie man Ansur stecken könnte. Black Metal fällt einem beim Opener "Earth Erasure" ein, doch Ansur reiten nicht lange auf stumpfer nordischer Raserei umher, sondern brechen sehr schnell aus engen Schubladen aus und integrieren Doom, Death und Dark Metal oder Industrial Elemente in ihre Songs. Die gesangliche Präsentation beschränkt sich dabei auf relativ monotone Äußerungen. Diese gibt mit einer Art verzerrtem Sprechgesang eine apokalyptische Konzeptstory zum Besten. Durch all dies erhält die Scheibe im weiteren Verlauf einen zunehmend düsteren Anstrich.
Im kompositorischen Bereich gibt es allerdings die härteste Nuss zu knacken. Ohne Beweis kann man sagen, dass Ansur viele Ideen haben und diese wohl auch gänzlich auf Axiom verwendet haben. Durch die zahlreich eingebauten Akustikgitarren bzw. die ebenso zahlreich gespielten Soli erhält man so ein sicherlich abwechlsungsreiches gitarrendominiertes Album, das aber aufgrund der Unmenge an Riffs und Ideen ein schier unverdaulicher Klumpen Musik geworden ist. Selbst nach mehrfacher intensiver Zufuhr desselbigen bleiben weite Teile des Ansur-Universums schlicht und ergreifend unerschlossen, was wiederum beweist, dass den Norwegern das glückliche Händchen für abwechslungsreiche, vertrackte aber dennoch in gewissem Maße eingängige Songs fehlt. Die Arrangements unterstreichen diese These, denn die Songs auf Axiom folgen ihrem eigenen Schema abseits jeglicher Normen, wodurch es keinesfalls leichter wird, Axiom zu erschließen.
Am Ende bleibt also die Tatsache, dass sich an Axiom viele Zuhörer die Zähne ausbeißen werden, wobei sich hier wiederum die Frage stellt, was "viele" bedeutet. Denn viele Leute - und damit meine ich die überwiegende Mehrheit - werden gar nicht erst versuchen mit Axiom klar zu kommen. Stattdessen dürfte sich die Zahl der Wagemutigen sehr in Grenzen halten, die versuchen werden, sich mit Ansur und ihrer Musik zu beschäftigen, und noch kleiner wird die Zahl derer sein, die Axiom lieben werden. Und diese Aussage, behaupte ich, hat das Zeug zu einem Axiom.