Review
Dream Theater - Score
VÖ: 25. August 2006
Zeit: CD1 58:25 - CD2 60:48 - CD3: 37:55
Label: Rhino Records
Homepage: www.dreamtheater.net
20 Jahre lang, in Worten zwanzig, beglücken uns Dream Theater mit Alben, die mittlerweile als Blaupause für den neuen, moderneren Progressive Rock/Metal stehen. Nach acht Studioalben und einer EP steht nun das fünfte Livealbum der New Yorker in den Regalen, das auf den Namen Score hört. Und unten drunter steht in kleinerer Schrift: 20th Anniversary World Tour, Live With The Octavarium Orchestra. Aha, daher weht der Wind, kaum einen runden Geburtstag schon muss das entsprechend mit einem Orchester gefeiert werden.
Score beinhaltet drei CDs. Auf der ersten CD wird auf den Opener des Octavarium Albums, "The Root Of All Evil" gesetzt, um anschließend mit dem an U2 erinnernden "I Walk Beside You" das Publikum zum Mitklatschen zu animieren. Bereits nach den ersten beiden Songs steht fest, dass der Sound sehr klar und jedes Instrument prima zu hören ist. Auch nicht ganz unwichtig ist, dass das Publikum auch gut "eingefangen" wurde. Nach dem Octavarium Ausflug wird eine kleine Zeitreise gemacht. Auf "Another Won" aus der Majesty Zeit folgt ein "Afterlife" von When Dream And Day Unite, danach "Under A Glass Moon" vom Durchbruchsalbum Images And Words. Nach "Innocence Faded" von Awake folgt eine Überraschung (wobei Dream Theater Setlists eigentlich fast immer Überraschungen aufweisen, so wie auch auf Score geschehen) "Raise The Knife", ein fast zwölfminütiges Überbleibsel aus der Falling Into Infinity Phase und man kommt wirklich ins Grübeln warum dieser Song es seinerzeit nicht auf das Album geschafft hat. Zum Abschluss der ersten CD zeigen die fünf Ausnahmemusiker, dass sie auch großartige Balladen schreiben können, die meterdicke Gänsehaut erzeugen. "The Spirit Carries On" von Scenes From A Memory mit einem James LaBrie in Höchstform. Grandioser Ausklang von CD Eins.
Ab CD Zwei wird dann auf das Octavarium Orchestra gesetzt. Auftakt macht das oft kritisierte "Six Degrees Of Inner Turbulence" aber gerade bei diesem überlangen Track (über 41 Minuten) macht das Orchester seine Sache richtig gut. Es harmoniert sehr gut mit den übrigen Musikern und hat auch nur selten Schwierigkeiten gegen die immer öfter mal auffahrende Soundwand anzutreten. "Vacant" vom Train Of Thought Album als kurzes musikalisches Intermezzo ist dann als Pause für die Lauscherchen zu verstehen, um dann in "The Answer Lies Within" die Aufmerksamkeit aller Musiker noch mal auf sich zu ziehen. Gerade hier hat sich die Zusammenarbeit mit dem Orchester erst recht bezahlt gemacht, definitiv mehr Tiefgang als auf Octavarium. Vom gleichen Album und als Abschluss von CD Zwei muss "Sacrified Sons" herhalten und zeigt ein Traumtheater in Höchstform. Allein das Bassspiel von John Myung ist schon sensationell.
Noch mal eben nach den letzten Klängen durchatmen und die dritte CD einlegen. "Octavarium" mit etwas über 26 Minuten und das erhabene knapp elfminütige "Metropolis" beschließen das über zweieinhalbstündige Konzert in der Radio City Music Hall in New York. Bei Ersterem zeigt Keyboarder Jordan Rudess am Anfang seine Affinität zu Pink Floyd ehe noch mal die volle Ladung Progressive Rock aufgefahren wird. "Metropolis" sollte nicht weiter kommentiert werden, ein Wort hat schon immer ausgereicht und das tut es auch hier: Weltklasse!
Ein Punkt stört aber dennoch: Dream Theater sind eine der anspruchsvollsten Bands, die ihre Mammutkonzerte immer abwechslungsreich gestalten und auch immer eine aufwändige Produktion auffahren, sei es im Studio oder live, aber warum verzichtet man beim Jubiläumskonzert auf DEN Dream Theater Song schlechthin? Es gibt weder in der Songauswahl etwas zu kritisieren, noch an der Produktion oder an der Performance aber Platz hätte "Pull Me Under" dennoch finden müssen. Sehr schade! Wie dem auch sei, wieder einmal beweisen Dream Theater dass sie absolute Weltklassemusiker sind und dass die Wahl eines Orchesters sehr gut gewesen ist und andere ähnliche Outputs in die Schranken weist. Spätestens mit diesem Album (das es übrigens auch als Doppel DVD gibt) hat sich die Band um die beiden Köpfe Mike Portnoy und John Petrucci ein weiteres Denkmal auf ihre bisherigen Leistungen gesetzt. Es bleibt somit nur eines zu sagen: Happy Birthday Dream Theater! Auf die nächsten 20 Jahre!
Andi
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