Review
White Mantis - Arrows At The Sun

VÖ: 22. August 2025
Zeit: 46:54
Label: High Roller Records
Homepage: www.facebook.com/white.mantis
Ganze sechs Jahre hat sich die bayerische Combo White Mantis Zeit gelassen, um einen Nachfolger zu ihrem Debüt Sacrifice Your Future einzuzimmern. Aber was lange währt, wird bekanntlich gut, selbst wenn in unserer schnelllebigen Zeit bei solch einer Spanne durchaus die Gefahr besteht, wieder in Vergessenheit geraten zu sein.
Also an all jene, die den bayerischen Vierer vergessen haben oder nun tatsächlich zum ersten Mal mit ihm in Kontakt treten: White Mantis spielen Thrash Metal im klassischen Sinn. Ein bisschen frühe Megadeth hier, ein bisschen Kreator-Rhythmik dort, abgeschmeckt mit einem hohen technischen Anspruch und teils progressiven Songstrukturen, wie man es von Destruction her kennen mag. Schließlich gibt es obendrauf noch eine gehörige Portion Spielfreude und das nötige Quäntchen Wahnsinn, um am Ende trotz unverkennbarer Einflüsse der Altvorderen eben doch ein ganz eigenes Süppchen zu kochen. Songs wie der Opener "Nekrotornado" oder Abrissbirnen a la "Over Your Pale Bones" und "Roboticator" schlagen mit all ihrer Wut und Rasanz dem Hörer wie Sturmböen entgegen. Zwar sind diese Schergen vorzugsweise im Up-Tempo unterwegs, doch liefern sie mit "Atavistic Power" und "Toxic Sniper" auch Songs, die es etwas langsamer angehen lassen, deswegen aber keinen Deut weniger gut funktionieren.
Überhaupt sind White Mantis stets für eine Überraschung zu haben. Tempo, Rhythmik und Gesang werden gerne auch innerhalb der einzelnen Stücke gekonnt variiert, sodass ein Aufkeimen von Langatmigkeit gar nicht erst zugelassen wird. Frontmann Matthias Pletz setzt mit seinen giftigen, teils hysterisch wirkenden Vocals dem hitzigen Material mitsamt seinen chaotischen Momenten das Sahnehäubchen auf, rundet den auditiven Frontalangriff quasi ab. Nicht auszuschließen, dass all das Temperament von Arrows At The Sun auch von dessen lyrischer Botschaft getragen wird. Als Technikkritiker und Fortschrittskeptiker verfolgen White Mantis nämlich auch ein gesellschaftspolitisches und seit Aufkeimen der KI hochbrisantes Konzept. So erklärt sich schließlich auch das Coverartwork, das ein paar Steinzeitburschen zeigt, wie sie mit Pfeil und Bogen auf ein übernatürliches Lichtphänomen am Himmel anlegen.
Derart Retro ist die Musik von White Mantis am Ende allerdings nicht, sondern trotz diverser Links in die Vergangenheit durchaus zeitgemäß. Das Wort "zeitlos" nehme ich an dieser Stelle lieber nicht in den Mund, sonst lassen uns die Münchener am Ende wieder so lange auf ein neues Album warten...