Review
Cheap Trick - In Another World
Das muss man erst mal schaffen: 1974 gegründet, veröffentlichen Cheap Trick mit Another World ihr 20. Album. In - vom Drummer abgesehen - Originalbesetzung! Bei so altgedienten (Hard-) Rocklegenden haben Fans dieser Musikrichtung in der Regel zahlreiche Erinnerungen:Ă‚Â Ich erinnere mich zum BeispielĂ‚Â gut, in meiner Kindheit das Coverfoto von Dream Police (keine Ahnung wie alt oder neu die LP damals war)Ă‚Â als nicht sehr, äh, viril empfunden zu haben. Muss dann aber zu meiner eigenen Verblüffung feststellen: Ich kenneĂ‚Â keinen einzigen Cheap Trick-Song. Auch das muss man erst mal schaffen.
Immerhin beste Voraussetzungen für das Verfassen einer neutralen Rezension - mehr Unvoreingenommenheit geht schließlich nicht! Also. Keine Vergleiche mit anderen Cheap Trick-Scheiben. Kein Album-Ranking. Keine Aussagen zu Veränderungen oder Entwicklungen. Einfach nur: Wie klingt In Another World?
Der OpenerĂ‚Â "The Summer Looks Good On You" hält gleich mal, was der Titel verspricht - eine sonnige Gute-Laune-Nummer mit positiven Pop-Vibes inklusive kernigem Grundriff. "Quit Waking Me Up" schlägt eine ähnliche Richtung ein: Beschwingte Bläsersätze undĂ‚Â Beatles-Harmonien werden mittels rockigem Gitarrensolo geerdet. Die Fab Four klingen gleich nochmal im Titelsong an, dessen Reprise gegen Ende dann regelrecht punkrockig tönt - ebenso wie das ruppige "Light Up The Fire", ein sehr cooler Song.Ă‚Â "Boys Girls Rock'n'Roll" wiederum hat seine Stones-Momente (RIP Charlie Watts), "The Party" einen funky Einschlag und nicht mal die an sich albernen "Hu hu hu"- Chöre vermiesenĂ‚Â diese fröhliche Feier.
Die älteren Herrschaften liefern eine erfreulich energetische Performance ab, die naturgemäß in den 70ern verwurzelt ist und mit positiven Vibes wie das Yang wirkt, um dich aus dem von Grave Miasma oder The Ruins Of Beverast heraufbeschwörten Yin zu ziehen.Ă‚Â
Ein vielseitiges Rockalbum, gut abgehangen aber nicht ranzig,Ă‚Â laid back aber nicht lahm, fröhlich aber nicht cheesy - der ideale Soundtrack, um den bevorstehenden Herbst mental noch etwas heraus zu zögern.
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