Review
Cemican - In Ohtli Teoyohtica In Miquitzli
VÖ: 23. August 2019
Zeit: 58:31
Label: M-Theory
Homepage: www.facebook.com/CemicanMex
Cemican - diese mexikanische Band bedarf wohl ein paar einführender Worte, ehe wir das aktuelle Album In Ohtli Teoyohtica In Miquitzli etwas genauer unter die Lupe nehmen. Zunächst der Bandname: der stammt aus der aztekischen Sprache Nahuatl, die noch von etwa zwei Millionen Menschen in Zentral-Mexiko gesprochen wird, und bedeutet so viel wie "Dualität von Leben und Tod". Dann die Musiker: die sechs Mexikaner kleiden sich mit Federschmuck und posieren in Ganzkörper-Kriegsbemalung. Schließlich die Musik: In Ohtli Teoyohtica In Miquitzli (dt: der Mystische Pfad der Toten) verbindet derbem (Death) Metal mit allerhand traditionellen Klängen aus Mittelamerika. Das Resultat bezeichnet die Band dann selbst als Aztec Folk Metal.
Metalheads dürften hier hellhörig werden und sofort an Sepulturas Roots-Album denken. Tatsächlich finden sich auch einige Parallelen zu den Basilien-Thrashern im Sound von Cemican. Die Mexikaner gehen aber noch einen großen Schritt weiter, als es Sepultura auf ihrem revolutionären Referenzwerk von 1996 getan haben: sie verfassen ihre Lyrics ausschließlich in Spanisch und Nahuatl und verwenden neben prä-hispanischen Perkussions- und Blasinstrumenten in ihrer Musik auch indianische Stammesgesänge, die in Verschmelzung mit progressiv-schwermetallischen Klängen zu einer düsteren Reise in die aztekische Mythologie des Landes führen.
Das klingt nun alles ganz aufregend und unterm Strich ist die Mucke von Cemican auch eine spannende und eigenwillige Angelegenheit, wie man sie auch nicht alle Tage zu hören bekommt. Was sich anfangs noch sehr ungewohnt anhört, nimmt mit jedem weiteren Song etwas klarere Konturen an. Nur leider läuft der Dreher gelegentlich nicht ganz rund, soll heißen: die Flötentöne sind nicht immer sauber ins Songwriting integriert und wirken dann wie ein Fremdkörper, die klaren Gesangsparts klingen gelegentlich recht schräg und gerade dann, wenn es um die folkloristischen Momente geht, wirken die Kompositionen gerne mal chaotisch und überfrachtet. Schade drum, denn das Konzept dieser Band, die man hier und da für die mittelamerikanische Antwort auf Finntroll halten könnte, birgt unheimlich viel Potential und live auf einer Bühne liefern Cemican sicherlich eine spektakuläre Show. Bleibt zu hoffen, dass die Mexikaner sich in Zukunft noch etwas sortieren können und ihre Musik qualitativ weiter ausbauen. Wer sich einen optischen und klanglichen Eindruck von Cemican verschaffen möchte, dem sei das Musikvideo zum deftigen und für den Style der Band auch repräsentativen Opener "Guerros De Cemican" empfohlen.
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