Review
Unherz - Für Immer
Im Hause Unherz wird nicht gekleckert, da wird geklotzt! So kommt es, dass im zehnten Jahr des Bandbestehens der bereits siebte Longplayer auf die Fans losgelassen wird! Für Immer heißt die neue Rille und die knüpft im Grunde dort an, wo vor etwa 16 Monaten Das Volk Stellt die Leichen aufgehört hat. Abermals leitet ein orchestrales Intro ins Geschehen und abermals hat man mit "Ganz Oder Gar Nicht" eine symphonische Deutschrock-Hymne an die Spitze der CD gestellt, die sofort ins Langzeitgedächtnis marschiert. Unherz wären aber nicht Unherz, wenn es nicht doch so einige kleine, aber feine Unterschiede zum Vorgänger zu finden gäbe.
Zunächst kann festgestellt werden, dass opulente Arrangements vom Synthesizer nun noch öfter zu vernehmen sind und in den balladesken Songs "Noch Einen Tag" und "Für Immer" eine gewichtige Rolle spielen. Sie sind außerdem prägendes Element im metallischen "Wir Alle", dessen eröffnendes Keyboardriff ja schon fast an alte Dimmu Borgir erinnert. Davon abgesehen wird auf Für Immer wieder mehr gerockt und weniger gemetal't. "Narben Im Herz" fährt beispielsweise ein lupenreines Hardrock-Riff der Marke Scorpions auf. Überhaupt lässt gerade die Gitarrenfraktion auf dem neuen Dreher immer wieder aufhorchen. Was hier an feinsten Soli aus dem Ärmel geschüttelt wird, ist schon nicht von schlechten Eltern und ist für die meist im Midtempo rockenden Ohrwürmer eine echte Bereicherung. Neben musikalischen Links zu den Onkelz und zu Hämatom ist abermals eine feine Dosis Punkrock aus dem Songmaterial nicht wegzudenken. Musikalische Ausreißer findet man in der Trink- und Schunkelnummer "Wir Waren Jung", wo die Erinnerungen an die gute alte Zeit mit einer ordentlichen Schippe Irish Folk angereichert wurden, und im finalen Titelsong, in den ein wenig Country eingeflossen ist. Im Endspurt kann "Wahre Liebe" leider textlich und auch musikalisch nicht so ganz überzeugen. Dafür bringen Unherz mit "Lass Sie Reden" kurz vorm Ende noch einmal einen ordentlichen Gassenhauer an den Start, der allerdings nicht nur vom Titel her, sondern auch inhaltlich und musikalisch dem Ärzte-Hit "Lass Die Leute Reden" schon verdammt nahe steht.
Unterm Strich ist Für Immer ein weiteres ordentliches Album geworden und zeigt eine Band, die sich mit den Jahren immer etwas weiterentwickeln konnte, auch wenn das nicht unbedingt auf die stimmliche Leistung von Sänger Andy übertragen werden kann. Hier wäre ein wenig mehr Varianz gelegentlich dann doch erfreulich, auch wenn man gerade an diesen Posten im Genre Deutschrock ja grundsätzlich nicht die höchsten Anforderungen stellen darf. Davon mal ganz abgesehen hat mir der Vorgänger Das Volk Stellt Die Leichen am Ende doch einen Tick besser gefallen, vermutlich weil da einfach mehr Metal drin gesteckt hat. Aber das ist ohne Zweifel Geschmackssache. Fans der Band können bei Für Immer bedenkenlos zugreifen und diese engagierte Truppe auch im zehnten Jahr unterstützen.