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Festival-Bericht

Hell Inside

mit Demogorgon, Cerebral Bore, Izegrim, Zombie Inc., Cripper, Revocation, Evocation, Job For A Cowboy, Dying Fetus, Arch Enemy, Krow, Vermin, Wild Zombie Blast Guide, Fallen Saints, Kali Yuga, Dawn Of Disease, Dr. Living Dead!, Resurrection, Entrails, Loudblast, Immolation, Marduk, Asphyx & Rogash

Posthalle, Würzburg 05. - 06.10.2012

Das erste Oktober-Wochenende war bei mir in den letzten Jahren immer für das Way Of Darkness-Festival reserviert, zu gut waren die Organisation, der Ablauf und die allgemeine Stimmung, ganz zu schweigen natürlich vom Programm. Umso härter traf es mich, als bekannt wurde, dass das Festival nicht mehr stattfinden würde. Was also tun Anfang Oktober? Nun, ganz einfach: Der alte Mann sucht sich eine Ersatzveranstaltung. Was könnte da besser passen als das neu aus der Taufe gehobene Hell Inside, das neben einer deutlich verwandten stilistischen Ausrichtung auch noch mit einem Teil der WOD-Organisatoren punkten konnte. Na gut, dass Würzburg etwas näher an München liegt als Lichtenfels, kann ebenfalls als Pluspunkt angesehen werden. Da ich diese Entscheidung aber recht spät getroffen hatte, gestaltete sich die Suche nach einer Bleibe für die Dauer des Events doch recht anstrengend, um nicht zu sagen frustrierend, denn anscheinend wollte halb Deutschland zu dieser Zeit in Würzburg übernachten. Dabei ist das Hell Inside doch gar nicht soooo groß und bietet sogar eine Übernachtungsmöglichkeit in Form von Schlafhallenplätzen für etwa 400 Leute. Nein, Schlafhalle kam für mich nicht in Frage, über das Alter bin ich hinaus und außerdem schnarche ich ganz fürchterlich. Aber das allerletzte Hotel auf meiner Liste hatte dann doch noch ein Zimmer übrig und so stand der Reise gen Franken nichts mehr im Wege.

Freitag, 05.10.2012

Nach der Ankunft ging es Richtung Posthalle, um einzuchecken. Ein paar ähnlich gewandete Gestalten lungerten ebenfalls in der Gegend rum, von einem Ansturm aber konnte zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht gesprochen werden. Das hatte aber auch etwas Gutes, die Wartezeiten am Schalter gestalteten sich dadurch sehr übersichtlich und die netten Mädels darin hatten auch noch Zeit für das ein oder andere freundliche Wort. Es gab zwar noch ein paar Unsicherheiten bezüglich des Eingangs zur Halle, aber auch diese konnten nach kurzer Zeit ausgeräumt werden. So konnte ich mich noch ein wenig in der Location umsehen, bevor das Festival wirklich begann. Die Merchstände waren schon aufgebaut, in erklecklicher Anzahl vertreten und so positioniert, dass sie die Schlafhalle vom eigentlichen Geschehen trennten. Letztere erinnerte mich ein wenig an meine Zeit bei der Bundeswehr, ein bisschen Manöver-Feeling wäre da sicher aufgekommen, wenn ich denn dort genächtigt hätte. Habe ich aber nicht...

Kaum hatte ich meinen Rundgang beendet, ging das eigentliche Festival auch schon los. Den ungünstigen Opener-Slot am Freitag belegten die Polen von Demogorgon. Ungünstig deshalb, weil noch fast niemand in der Posthalle anwesend war, um diesem Gig seine Aufmerksamkeit zu schenken. Eigentlich auch kein Wunder, um halb zwei am Freitag müssen viele halt noch arbeiten. Allerdings haben die Abwesenden auch nichts Weltbewegendes verpasst, denn auch wenn die Polen nicht wirklich schlecht waren, herausragend wäre ebenfalls die falsche Bezeichnung. Eine halbe Stunde holzten sich unsere östlichen Nachbarn durch ein Set aus recht ähnlich klingenden Stücken, die zwar einen durchaus intensiven Eindruck machten, denen aber auch merklich der Wiedererkennungswert fehlte.

Für mich stellte das kein übermäßig großes Problem dar, denn da ich mein Zimmer erst um 14:00 Uhr beziehen konnte, nutze ich einen Teil des Gigs eben dazu und konnte dadurch sogar noch rechtzeitig zur zweiten Band des Tages, Cerebral Bore, wieder vor Ort sein. Die konnten im Vergleich zum Opener schon mal optisch punkten, denn am Mikro erhob eine holde Maid ihr gar zartes Stimmchen. Okay, zartes Stimmchen trifft das Organ von Som nicht wirklich, aber wer eine Operetten-Trälleuse in einer Brutal Death-Kapelle erwartet hat, sollte seine Erwartungshaltung vielleicht noch einmal überdenken. Mittlerweile hat sie zwar die Band verlassen, an diesem Nachmittag aber zeigte sich Madame in Hochform. Noch eine ganze Ecke derber als die später am Abend auftretende Angela, zeigte sie auch einem Großteil der männlichen Konkurrenz, wo der vokale Hammer hängt. Der Rest der Band bei einer solchen Konstellation zwar eher ein Statisten-Dasein, aber das scheint die drei Herren nicht im Geringsten zu stören. Sowohl routiniert als auch engagiert zockten sich die Schotten so durch ihre halbe Stunde Spielzeit und konnten dabei sogar mehr Zuschauer verzeichnen als noch Demogorgon, was allerdings auch keine große Kunst war.

So langsam konnte man Festival-Atmosphäre spüren, denn immer mehr Besucher fanden sich in der Posthalle ein. Voll war es zwar immer noch nicht, aber man spürte deutlich, dass der ein oder andere nun Feierabend machte und deshalb Zeit gefunden hatte, seinen Kadaver zum Hell Inside zu schleppen. Davon profitierte die nächste Band, Izegrim, die wie Cerebral Bore zuvor, auch mit holder Weiblichkeit auf der Bühne punkten konnte. Diesmal nicht nur am Mikro, sondern auch an den Stahltrossen, war Marloes natürlich der Mittelpunkt der Show, nicht zuletzt wegen ihrer doch sehr auffälligen Mähne. Das soll aber beileibe nicht heißen, dass sie nur wegen ihrer Erscheinung in Erinnerung geblieben wäre, ihre Performance war (wie die der restlichen Band übrigens auch) äußerst engagiert und lockte die Anwesenden im Laufe der Show immer mehr aus der Reserve. Vielleicht tat es dem Publikum auch gut, nach zwei ziemlich derben Combos mal etwas weniger Extremes vorgesetzt zu bekommen, auf jeden Fall konnte dieser Auftritt als erster Stimmungshöhepunkt bezeichnet werden.

Optisch noch auffallender ging es bei Zombie Inc. Weiter. Nicht, dass da die holde Weiblichkeit der Hingucker gewesen wäre, nein, diesmal war es das Bühnenoutfit der österreichischen Todesblei-Kapelle. Zombie-Masken und Kunstblut auf den Klamotten, machten die vier Herren vorn auf der Bühne ihrem Bandnamen alle Ehre. Bei dieser Thematik war auch klar, dass es hier keine Blümchenpflücker-Mucke zu hören gab, die Alpenrepublikaner bedienten das Publikum mit einer vollen Ladung Death Metal alter Schule, knorrig und mit Ecken und Kanten versehen. Ein wenig sah man sich an Martin Schirencs alte Band Pungent Stench erinnert, was auch an seinem prägnanten Organ lag. Allerdings konnte die Band das Stimmungshoch von Izegrim nicht ganz halten, vielleicht fanden einige der Anwesenden die Maskerade doch ein wenig verwirrend. Oder aber es fehlte der Anblick einer Frauengestalt auf der Bühne, auf jeden Fall waren die Reaktionen zwar wohlwollend, aber nicht überschäumend.

Das änderte sich aber schnell bei der nächsten Truppe, bei der wieder eine Frau am Mikro stand (was mich zur Schlussfolgerung bringt, dass den Zuschauern vorher wirklich nur die Tit... äh weiblichen Reize gefehlt hatten). Man täte Cripper aber unrecht, wenn man ihren Erfolg auf Brittas Aussehen zurückführen würde, das Quintett war an diesem Abend (okay, Nachmittag) einfach in Spiellaune und räumte so richtig ab. Ein zusätzliches Schmankerl war der Gastauftritt von Izegrims Fronterin Marloes, der brachte die Meute noch zusätzlich in Stimmung. So übertrug sich die Laune in Windeseile von der Bühne in den Zuschauerraum und die mittlerweile halbwegs ordentlich gefüllt wirkende Halle brodelte an mehr als einer Stelle.

Allerdings wirkte die Location vor allem brauchbar gefüllt, in Wirklichkeit war noch mehr als genug Platz vorhanden.

Dass die Stimmung bei der nächsten Band nicht ganz so ausgelassen werden würde wie bei Cripper, war eigentlich von vornherein klar. Nein, das hatte ausnahmsweise mal nix mit fehlender Oberweite zu tun, Revocation zelebrieren halt nun mal technisch anspruchsvolle Mucke, die eher zum stillen Genießen denn zum wilden Ausflippen einlädt. Das darf aber nicht als Stimmungstief betrachtet werden, sondern als ganz normale Entwicklung, die auch bestens zum Gig der Amis passte. Es war schon erstaunlich, was diese vier Herren da aus ihren Arbeitsgeräten herausholten, ein technisches Kabinettstückchen jagte das andere und so konnte man von einem vollen Erfolg für den Vierer aus Boston sprechen.

Irgendjemand hatte sich bei der Setlist ganz schön Gedanken gemacht, wie sonst wäre es zu erklären, dass auf Revocation eine Band namens Evocation folgte? Wie dem auch sei, der Stilwechsel von Techdeath zum "Stockborg"-Todesblei der Schweden war recht herb, so dass die Band um Fronter Tjompe ein paar Anfangsschwierigkeiten zu überwinden hatte. Aber die Jungs sind schon so lange im Geschäft, davon lassen sie sich nicht beeindrucken. So nahmen der Gig und auch das Publikum ab dem dritten Stück deutlich an Fahrt auf. Besonders Tjompes Bühnenpräsenz schien das Auditorium zu motivieren, mehr Energie in die Angelegenheit zu stecken, zeitweise gab er den Zeremonienmeister wie weiland der selige Freddy Mercury, so dass man von einem sehr gelungenen Auftritt reden kann.

Ganz so überzeugend kamen danach Job For A Cowboy nicht rüber, obwohl die Band trotz verhaltener Reaktionen aus dem Publikum doch alles versuchte. Ein bisschen mehr Druck beim Sound hätte da sicher geholfen, aber leider war dieser Auftritt doch recht defensiv ausgesteuert. Dafür gab es auf der Bühne deutlich mehr Bewegung als noch bei der Band zuvor, vor allem Goldkehlchen Jonny tat sich da als Vorturner hervor. Gut, der tut sich natürlich leichter als der Rest, immerhin muss er kein Instrument mit rumschleppen. Insgesamt aber war dies einer der eher farblosen Auftritte des Abends, nicht direkt schlecht, aber auch nicht besonders erinnerungswürdig.

Da war der Gig von Onslaught schon von einem anderen Kaliber. Die Thrash-Veteranen hatten zudem einen wesentlich besseren Sound als die Amis zuvor und einen Sympathiebonus obendrein. Old School kommt halt fast immer gut an und wenn dann auch noch eine einigermaßen gefüllte Location dazu kommt, kann ja fast nichts mehr schiefgehen. Vor allem Sänger Sy zeigte ein Dauergrinsen über alle Backen und Bassist Jeff betätigte sich ständig als Animateur, was vom Publikum dankend zur Kenntnis genommen wurde. So herrschte trotz aller Energie eine fast schon familiäre Stimmung im (nicht ganz so) weiten Rund und ließ den Gig zu einer absolut runden Sache werden.

Bei weitem weniger kuschlig ging es danach bei Dying Fetus zu. Das dreiköpfige Rollkommando verzichtete zwar wie üblich auf große Bewegung auf der Bühne, aber dieser Auftritt gehörte definitiv zu den wirklich guten der Brutalo-Truppe und hatte auch gar kein Rumgekasper auf den Brettern nötig. Mit fast schon chirurgischer Präzision zerlegten John Gallagher & Co die Halle und die Lauscher der Zuhörer, die der Band mit viel Bewegung vor der Bühne dankte. Die Stunde Spielzeit verging da wie im Fluge und machte deutlich, dass brutal nicht immer eintönig sein muss. Das ist eben die große Kunst von den besten Knüppel-Combos, sie werden bei allem Geholze nicht langweilig. Logischerweise spielten die Amis bevorzugt Stücke vom aktuellen Album, so dass von den älteren Sachen ein paar Songs weichen mussten, aber bei der Qualität des neuen Materials ist das beileibe kein Minuspunkt.

Mittlerweile war mit einem Blick in den Zuschauerraum auch klar, wer an diesem Abend die meisten Leute ziehen würde, anscheinend sind Herrn Amotts Gitarrenkünste doch ein Publikumsmagnet. Oder liegt's doch eher an Frau Gossow, dass man nun von einer ganz gut gefüllten Halle sprechen konnte? Genaues weiß man nicht...

Auf jeden Fall waren Arch Enemy klar erkennbar der Headliner des ersten Tages, sowohl den Zuschauerzuspruch als auch die Bühnenshow betreffend. Mir persönlich kam das Gehabe der Sängerin schon ein wenig überzogen vor, aber die Menge nahm's hin und erfreute sich an einem sehr professionell aufgezogenen Gig. Der Berichterstatter dagegen musste den Strapazen des Tages und der Last des Alters Tribut zollen und trollte sich nach einer halben Stunde gen Heiabettchen. Nun, vielleicht hatte auch ein wenig der Gerstensaft seine Finger im Spiel, aber das würden ja nur ganz gemeine Zeitgenossen behaupten...

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