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Festival-Bericht

Hell Inside

mit Demogorgon, Cerebral Bore, Izegrim, Zombie Inc., Cripper, Revocation, Evocation, Job For A Cowboy, Dying Fetus, Arch Enemy, Krow, Vermin, Wild Zombie Blast Guide, Fallen Saints, Kali Yuga, Dawn Of Disease, Dr. Living Dead!, Resurrection, Entrails, Loudblast, Immolation, Marduk, Asphyx & Rogash

Posthalle, Würzburg 05. - 06.10.2012

Samstag, 06.10.2012

Der zeitige Rückzug hatte aber auch was Gutes, immerhin fand sich der Schreiberling so nach einem ausgiebigen Frühstück rechtzeitig zum Veranstaltungsort, um den Samstags-Opener Vermin anzusehen. Leider war ich da einer der Wenigen, denn die Posthalle war um diese Zeit noch ziemlich leer, selbst die meisten Schlafhallen-Benutzer hatte wohl etwas anderes vor, als sich vor die Bühne zu stellen. Schade für die junge Band, aber sie nahmen es gelassen und boten ein solides, wenn auch eher unspektakuläres Set.

Ähnliches kann man auch über den Auftritt von Wild Zombie Blast Guide sagen, die anscheinend den gleichen Herren-Ausstatter wie Zombie Inc. hatten, denn irgendwie kamen mir die kunstblutbeschmierten Shirts doch verdächtig bekannt vor. Auch dieses Set fand vor einer überschaubaren Kulisse statt, ziemlich undankbar für die auftretenden Bands. Aber auch WZBG (ja, sie kommen tatsächlich aus Würzburg) ließen sich davon nicht beeindrucken und lieferten einen durchaus energiegeladenen Gig ab, der viel mehr Besucher verdient gehabt hätte.

Auch bei den Fallen Saints war noch nicht wirklich viel vom Publikum zu sehen, irgendwie ging dieser Tag noch schleppender los als der Freitag. Dafür war auf der Bühne umso mehr Energie zu spüren, vor allem Sänger Ollie gab alles, während Bassist Lars zwar eine Saite zu viel am Bass hatte, dafür aber mit einem coolen Bandshirt punkten konnte. Musikalisch gab es genau das richtige Futter zum Warmwerden bzw. Aufwachen, Todesblei mit leicht melodischer Schlagseite kann da gar nicht verkehrt sein. Dem Publikum schien es zu gefallen, dem Papa ebenfalls und so geht der Auftritt durchweg in Ordnung.

In eine ähnliche stilistische Kerbe schlugen daraufhin Kali Yuga, die aber glücklicherweise deutlich mehr Interessenten vor der Bühne versammelt sahen. Entsprechend motiviert ging vor allem Fronter Grützer zu Werke, aber auch der Rest beeindruckte durch eine ziemlich tighte Performance. Die 30 Minuten vergingen wie im Fluge und zum ersten Mal an diesem Tag kam so etwas wie Konzertstimmung auf. Die Band sah das wohl ähnlich, denn die Herren wirkten so richtig zufrieden.

Zufrieden mit dem Sound von Dawn Of Disease war ich dagegen nur bedingt, der Ausfall des Bassisten macht sich doch hörbar bemerkbar. Da fehlte einfach eine gewisse Grundlage, die gerade dem schwedischen Death Metal das bestimmte Etwas gibt. Dafür warfen sich die restlichen Bandmitglieder umso heftiger in die entstandene Bresche und versuchten, den fehlenden Tieftöner zu kompensieren. In gewissem Umfang gelang dies auch, so dass man zwar nicht von einem überzeugenden Soundgewand, aber zumindest von einem brauchbaren Klang sprechen konnte. Der Schalldruck war zumindest da, die Bühnenpräsenz sowieso und so verkam das angesprochene Problem im Laufe des Auftritts immer mehr zu einem unwichtigen Detail. Also Daumen hoch für den Gig.

Dr. Living Dead! mussten leider einer Pause zur Nahrungsaufnahme den Vortritt lassen, so dass ich erst wieder bei Resurrection vor Ort sein konnte. Auf Scheibe nicht unbedingt meine Favoriten, was Ami Death betrifft, sah die Sache live schon ganz anders aus. Überraschungen gab es zwar keine, aber die braucht man auch nicht, wenn man ein derart überzeugendes Brett vor den Latz geknallt bekommt. Mit dem bisher besten Sound des Tages gesegnet, hatte das Quartett die Meute sofort auf ihrer Seite. Die war übrigens endlich auf ein erkleckliches Maß angewachsen, so dass durchaus von einer überkochenden Stimmung gesprochen werden konnte. Hätte ich in der Form nicht erwartet.

Auf die folgenden Entrails hatte ich mich ganz besonders gefreut, stehen deren Alben bei mir doch ganz hoch im Kurs. Nur hatte ich hier auch wieder was am Sound auszusetzen. Mir war die Sache viel zu hallend abgemischt, anscheinend versuchte man, den Sunlight-Sound auch live zu erzeugen und das ging für mein Dafürhalten ziemlich schief. Nun, dem Publikum schien es egal zu sein, das Stimmungs-Level wurde gegenüber Resurrection sogar noch mal gesteigert. Gut, bei dem Material, das die Schweden da in der Hinterhand haben, ist das natürlich auch kein Wunder, Sound hin oder her. Es wurde headgebangt (geheadbangt?) und crowdgesurft (gecrowdsurft?), dass es eine wahre Freude war. Na ja, vielleicht bin ich auch einfach zu anspruchsvoll, was den Sound betrifft...

Loudblast kannte ich vorher so überhaupt nicht, insofern ging ich ohne irgendeine Erwartungshaltung zum Gig der Franzosen. Was ich da zu hören bekam, war gar nicht mal übel. Leicht technisch angehauchter Melodeath mit hörbarer Thrash-Kante, erinnerte der Auftritt ein bisschen an den von Revocation am Vortag, nur eben mit viel mehr Publikum. Besagtes nahm den Auftritt zwar nicht so frenetisch wie noch den von Entrails auf, aber an keiner Stelle hatte man den Eindruck, dass Loudblast nicht beim den Zuschauern ankam. Es war halt einfach mal ein etwas stillerer Moment im allgemeinen Geholze und das war auch gut so.

Denn mit Immolation standen schon die nächsten Brutalos in den Startlöchern. Und feierten einen Start-Ziel Sieg! Ähnlich intensiv wie Dying Fetus, aber noch eine Ecke mehr Bühnenpräsenz ausstrahlend, war hier und jetzt der Festival-Höhepunkt erreicht. Das war der bis dahin beste Gig dieser Veranstaltung und (so viel darf an dieser Stelle schon mal verraten werden) wurde auch danach nicht mehr überboten. Ross Dolan ist ein absolutes Tier, sowohl was sein Bassspiel betrifft als auch seine Körpersprache. Man hatte richtiggehend Angst, dass er seinem Instrument den Hals abreißen könnte, so bearbeitete der Mann seine Stahltrossen. Als kongenialer Gegenpart fungierte das zweite Gründungsmitglied der Band, Robert Vigna, der mit seinem kreativen und bei aller Brutalität doch feinfühligen Gitarrenspiel die perfekte Ergänzung zu Dolan darstellt. Diese Band ist live einfach eine Wucht und viel zu selten in diesen Breitengraden zu sehen.

Ganz an dieses Niveau kamen Marduk danach nicht heran, ein schlechter Auftritt allerdings sieht auch anders aus. Kalt und düster ging es zu auf der Bühne, bedrohlich und bösartig. Mortuus‘ Gekeife verbreitete wie immer Gänsehaut und die gutgeölte marduk'sche Kriegsmaschine rollte wie immer unaufhaltsam durch die Nacht. Die Schweden boten eine Leistung, wie man sie von ihnen kennt, schlechte Auftritte der Truppe habe ich bisher noch keine miterlebt. Gewohnt gut halt.

Ähnliches kann man auch über Asphyx sagen, die einen sehr soliden, wenn auch nicht herausragenden Auftritt hinlegten. Auch anfängliche Soundprobleme brachten die routinierten Niederländer nicht aus der Ruhe und das Publikum, das an diesem Abend im Gegensatz zum Freitag noch keine Tendenzen zur Abwanderung während des Headliners zeigte, war sichtlich angetan von der Performance der Band. Martin van Drunens Ansprachen zwischen den Songs fielen diesmal ungewohnt minimalistisch aus, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. So nahm das Festival ein standesgemäßes Ende, zumindest für mich, denn die Aftershow-Party mit Rogash sparte ich mir dann doch, 21 Bands in zwei Tagen zu sehen, ist selbst für mich mehr als genug.

Also ab Richtung Hotel und noch einmal ein Fazit ziehen. Selbiges fällt überaus positiv aus. Die Organisatoren stellten ein Billing auf die Füße, das sich gewaschen hatte. Wohlbekannte Bands wechselten sich mit Underground-Heroen ab, man konnte die bei solchen Events üblichen Verdächtigen sehen, aber auch Bands, die eben nicht an jeder Steckdose spielen. Ein besonderes Lob geht an die vielen Helfer, von denen ich kein einziges unfreundliches Wort mitbekommen habe. Für das leibliche Wohl war ebenfalls ausreichend gesorgt und wer hier partout nichts finden konnte, was ihm zusagte, der konnte ein paar Meter weiter in Bahnhofsnähe nach ihm zusagenden Gerichten und Getränken suchen. Die Preise waren okay, die Stimmung durchweg gut und vor allem friedlich, was nicht zuletzt am reibungslosen Ablauf der Veranstaltung lag. Nur etwas mehr Zuschauer wären den Organisatoren, den Bands und nicht zuletzt auch den anderen Besuchern zu wünschen gewesen, dann macht so ein Festival doch gleich nochmal so viel Spaß.

Aber das könnte sich ja 2013 ändern. Seit ihr dabei? Ich schon!

Hannes

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